Chile inklusive Patagonien

(Chile & Argentinien)

Diesen Reisebericht teilen wir in Nord- und Zentralchile sowie Patagonien auf. In Patagonien sind wir zwischen Chile und Argentinien hin und her gereist, daher haben wir Argentinien mit aufgeführt. In den allgemeinen Informationen zu Nord- und Zentralchile (gilt natürlich auch für Patagonien) sind auch Informationen für Agentinien aufgeführt.

 

Inhaltsverzeichnis


Allgemeine Informationen

Einreise & Visum

Chile:

Für deutsche Staatsbürger (nur für die können wir sprechen) ist eine Einreise als Tourist äußerst unkompliziert. Du brauchst lediglich einen noch 6 Monate gültigen deutschen Reisepass mit zwei freien Seiten. Bei der Einreise bekommst du dann ein kostenfreies Stempelvisum für max. 30 Tage.

 

Zusätzlich erhältst Du von der PDI (Policia de Investiga) einen Einreisezettel ausgedruckt. Verliere diesen nicht. An manchen Grenzen wird dieser bei Ausreise noch einmal verlangt.

 

Argentinien:

bis auf die Besonderheit mit dem PDI gelten auch hier die Infos von Chile.

Währung & Bezahlung

Die Währung in Chile ist der chilenische Peso. Der Umrechnungskurs schwankt (im Oktober 2019 war der Kurs ca. 1 Peso = 0,13 €), daher erkundige Dich wie er zu deinem Reisezeitpunkt liegt. Die Währung in Argentinien ist argentinischer Peso (der Wechselkurs war zu unserem Reisezeitpunkt sehr gut).

 

Im Land (die Gebiete die wir in Chile bereist sind) war die Versorgung mit Bargeld einfach. Es gibt fast überall ATM´s. In den Geschäften kannst Du in der Regel auch mit Kreditkarte zahlen. Auch hier erhebt Dein Geldinstitut wahrscheinlich eine Gebühr i.H.v. 1,75% auf den jeweiligen Umsatz.

 

Im südlichen Argentinien mussten wir Tankstellen bar zahlen und die Ausgabe von Bargeld aus Automaten war sehr stark begrenzt. Teilweise konnten wir nur 60€ abheben, mussten darauf aber noch Abhebungsgebühren bezahlen.

 

Sei auf hohe Ausgaben gefasst, Chile/ Argentinien ist insgesamt sehr teuer, fast alles liegt auf europäischem Preisniveau.

Sicherheit

Wir waren 2019 kurz nach Beginn der Unruhen nach der Fahrpreiserhöhung der Metro in Chile. Daher ist die Aussage zur Sicherheit etwas schwierig zu treffen. Trotz dieser Sondersituation haben wir uns aber in Chile immer sehr sicher gefühlt. Die Demos, die wir miterlebt haben, waren friedlich.

Generell wie immer, auch tagsüber aufmerksam sein, egal wo Du bist. Nicht von der Sicherheit täuschen lassen, Taschendiebstähle sind immer möglich. Mit Angst brauchst Du aber nicht durch die Gegend laufen.

 

In Argentinien war die Sicherheit jederzeit gegeben.

Tipps Chile

Tipp 1: Die langen Distanzen in Chile kannst Du gut und kostengünstig mit Flügen überbrücken. So kostet z.B. ein Flug von Santiago in den Süden nach Patagonien (Punta Arenas) unter 100 € p.P. mit Gepäck. Unser Flug von Antofagasta nach Santiago (1,5h) kostete uns zusammen 93 € inkl. Gepäck. Alternativ 18h Busfahrt.

 

Tipp 2: Im Norden von Chile findest Du die trockenste Wüste der Welt, die Atacama. Ist immer einen Ausflug wert und auf dem Landweg lässt sich ein Besuch der Uyuni Salzwüste in Bolivien gut mit einplanen.

 

Tipp 3: Genug von Wüste, Du willst an den Strand. Dann fahre an die nördliche Landesgrenze ins Surferparadies Arica.

 

Tipp 4: Auf den Rechnungen der Restaurants ist das Trinkgeld im Regelfall schon als „Vorschlag“ mit 10% inkludiert. Beim Bezahlen also nicht noch einmal aufschlagen und auch weniger geben, wenn Du das willst.

Reisezeit

Chile hat eine riesige Nord-Süd-Ausdehnung. Noch mehr als Peru. Daher findest Du verschiedene Klimazonen vor. Alles hier aufzuführen, ist zu viel, da gibt es bereits genug bestehende Infos im Internet. Sobald Du deine Reisezeit weißt, erkundige dich, in welchen Teilen von Chile welches Wetter herrscht.

 

Die oft bereiste Region Patagonien solltest Du eher im europäischen Herbst, besser Winter bereisen. Dann ist dort Sommer und die Temperaturen angenehmer. Patagonien hat zwar auch im Schnee seinen Reiz, ist dann aber immens kalt und viele touristische Einrichtungen und Hotels haben geschlossen.

 

Diese Informationen gelten auch für Argentinien.



San Pedro de Atacama - die trockenste Wüste der Welt

Aufenthalt: 4 Tage
Reisemonat: Oktober
Temperatur: Tagsüber ca. 24-32°C, Nachts ca. 15°C

 

Wir reisten über die nord-östliche Grenze von Bolivien aus, nach unserer Uyuni Tour, nach Chile ein. Der dortige Grenzübergang wird quasi nur von Touristen aus genutzt. Am Grenzübergang bewahrheitete sich die Info, dass die chilenischen Grenzkontrollen gründlicher sind als anderswo. Zum Glück saßen wir im Bus und die Warterei war somit nicht so schlimm. Das Stempelvisum erhielten wir aber ohne Probleme und unsere Taschenkontrolle fiel auch ziemlich kurz aus. Keine Ahnung ob das damit zusammenhing, dass wir ein wenig Spanisch konnten.

 

Die Fahrt von der bolivianischen Grenze nach San Pedro dauerte nur eine gute Stunde, dann kamen wir in der Wüstenstadt an. Unser erster Eindruck war der von einem kleinen verschlafenen Nest, welches komplett auf Touris ausgelegt ist. Die Gassen klein und gemütlich, die Häuser gepflegt und mit einheitlichen Werbeschildern versehen. Alles sehr ansprechend, aber der Tourismus bestimmt hier alles.

 

Unsere AirBnB lag ungeplant etwas außerhalb des Dorfkerns, so dass wir ca. 10 Minuten zu Fuß gehen mussten. Nicht weiter schlimm, aber wir würden im Nachhinein immer eine Unterkunft näher zum Dorfkern bevorzugen.

 

Den Tag nach unserer Ankunft verbrachten wir damit, uns ein wenig bei den Tourenanbietern schlau zu machen. Da fast alle aus unserer super Truppe aus der Uyuni auch nach San Pedro gefahren waren, mieteten wir uns zu fünft auch ein Auto für den nächsten Abend und den darauffolgenden Tag. Anschließend genossen wir den Restabend gemeinsam bei ein paar kühlen Bier und Wein.

Garganta del Diablo per Pedes

Früh am nächsten Morgen mieteten Svea und ich uns zwei Fahrräder (3.000 CLP/6h p.P.) um Richtung Garganta del Diablo, der Teufelsschlucht zu fahren. Das Tal ist nur ca. 30 Minuten entfernt und somit eine gute Tour mit dem Bike. Kurz nachdem wir den Ortsausgang passiert hatten, erreichten wir die präkolumbianische Steinfestung Pukará de Quitor. Zum Glück nahmen wir aber zunächst den Weg weiter Richtung des Tals. Vom Weg aus hatten wir nämlich ein paar gute Blicke auf die Festung und waren froh für die paar Steinmauern keinen Eintritt bezahlt zu haben.

 

Ein paar Minuten später erreichten wir den Eingang zum Tal. Nach einer freundlichen und ausführlichen Erklärung der verschiedenen Ziele durch die Ranger und bezahltem Eintritt von 3.000 CLP/p.P. fuhren wir weiter. Im Kassenhäuschen verzückte Svea noch Benji, der Hund des Rangers. Ein sehr verschmuster Zeitgenosse.

 

Die ersten Eindrücke hier, genauso schon auf dem Weg hierhin, waren irgendwie wie in einem Steinbruch. Wir fuhren in einem kleinen Tal, die Hänge links und rechts waren sehr schroff und teilweise so eingefallen, als ob man das Gestein abbauen würde. Eine unwirkliche graubraune Welt, aber auf ihre Art auch faszinierend schön.

Unser erstes Ziel war der Tunnel. Bis in die 1930er Jahre war die einzige Verbindung von San Pedro de Atacama mit Calama, eine enge Bergstraße. Ein einziger Tunnel durch den Berg verband die Straßen. Dieser kann noch heute besichtigt werden.  Ein paar Meter rechts von der Straße durch das Tal beginnt die „Straße“ zum Tunnel. Wir stellten unsere Räder zu Beginn der Steigung ab und marschierten zu Fuß weiter. In vielen Serpentinen verläuft die Schotterstraße langsam bergauf. Immer wieder befinden sich kleine Löcher aber auch metertiefe Einsackungen im Boden und zeugen von dem porösen und arbeitenden Untergrund. Autos wären hier sicher fehl am Platze.

 

Von vielen Stellen hatten wir einen tollen Blick in das Tal und auf die begrenzenden Hänge. Der kaum Wasser führende Fluss zeugt von der Trockenheit. Nach einer halben Stunde sahen wir nach einer Biegung dann den Eingang zum Tunnel. Nicht wirklich spektakulär, es ist halt ein Tunnel im Fels. Nicht mehr und nicht weniger. Es sind eher die Ausblicke und die karge Felslandschaft, die den Weg hier hoch lohnenswert machen.

Da es Svea heute nicht so gut ging, haben wir das Tal nicht weiter erkundet. Ich fuhr noch schnell die 500 Meter vom Fuß der Tunnelstraße zur Garganta del Diablo und erkundete die Schlucht kurz mit dem Rad. Keine Ahnung wie weit man hier wandern kann. Die paar Meter die ich gemacht hat waren nett. Die Schlucht wird mit der Zeit immer enger und offenbart einige schöne Felsformationen. Sicher einen etwas längeren Ausflug wert.

 

Zurück in der Stadt ruhten wir uns aus und freuten uns auf den abendlichen Ausflug per Auto ins Valle de La Luna.

Valle de La Luna

Auf zum Mars, so müsste unsere Fahrt eigentlich eher lauten. Das Valle de La Luna bzw. viele Teile der Atacama sollen tatsächlich der Marsoberfläche sehr ähnlich sein. Das behauptet zumindest die NASA, die hier regelmäßig ihr Material für den Einsatz auf dem Planeten testet.

 

An der Einfahrt hatten wir Glück eingelassen zu werden. Was uns vorher niemand gesagt hatte, zum Sonnenuntergang werden nur eine bestimmte Anzahl von Leuten ins Valle gelassen. Ohne Voranmeldung ist mit einem privaten PKW eigentlich nichts möglich. Nur weil wenige Touren vor Ort waren, durften wir aber dennoch rein.

 

Über die üblichen Schotterstraßen fuhren wir bis zum letztmöglichen Besuchspunkt. Den Tres Marias. Eine Gesteinsformation die so aussehen soll wie drei Nonnen oder so ähnlich. Für uns war es nur ein durch die Naturgewalten geformter Stein. Nichts wirklich Spektakuläres.

Die Zugänge zur Salzmine Victoria besuchten wir aus Zeitgründen nicht mehr. Können also auch nicht sagen ob sich das lohnt. Kurz hinter der Mine befindet sich der kleine Parkplatz, von dem wir zum Mirador Achaches aufstiegen. Über fein zerbröseltes Gestein, fast wie Sand gingen wir eine leichte Anhöhe hinauf. Von oben hatten wir einen wundervollen Blick auf das Tal. Überall bizarre Felsformationen, rot leuchtend in der Abendsonne. Alleine hier oben könnte man Stunden verbringen um einfach nur die Landschaft zu bewundern.

 

Da wir aber von der Duna Major den Sonnenuntergang sehen wollten, ging es nach einer halben Stunde wieder los. Nur ein paar Minuten Fahrzeit, vorbei am gewaltigen und ellenlangen Felsmassiv des Amphitheaters hin zur Sanddüne.

 

Die Düne selbst darf man nicht betreten, was den Aufstieg aber zum Glück etwas einfacher gestaltet. Am Kamm der Düne angekommen kann man dann links und rechts noch weitere Aussichtspunkte erwandern. Der Großteil von unserer Truppe blieb aber einfach oben sitzen, um die Ausblicke und die Natur zu genießen.

 

Auch von hier fielen unsere Blicke auf die unwirklichen Formationen des Valle de La Luna. Die Bilder sagen mehr als es Worte ausdrücken könnten. Der Sonnenuntergang selbst war aber weniger spektakulär, da wäre der Blick vom Mirador Achaches vermutlich sogar besser gewesen.

Geysire del Tatio

Früh am Morgen, gegen 06:00 Uhr brachen wir auf zu den Geysiren von del Tatio. Durch den großen Temperaturunterschied am Morgen von Luft, Boden und den heißen Gasen sowie sprudelnden Wasser sind die Geysire dann am aktivsten bzw. besonders beeindruckend anzusehen. Zudem ist die Straße dorthin größtenteils nur eine Schotterpiste und somit dauert die Fahrt entsprechend knapp zwei Stunden.

 

Wir verließen San Pedro in nördlicher Richtung. Der Weg zu den Geysiren war sehr gut ausgeschildert, so dass ein Navi überhaupt nicht notwendig war. Die Landschaft war, wie die letzten Tage schon, beeindruckend karg. Im frühen Licht der Morgensonne tanzten viele Farben über das Altiplano und seine Berghänge. Auf halber Strecke passierten wir eine kleine Lagune mit Flamingos und den fast schon üblichen Farbspielen im Wasser.

 

Die Geysire liegen mitten im Nirgendwo. Wir konnten die aufsteigenden Dampfschwaden der heißen Quellen schon von einer Anhöhe von Weitem aus Sehen. Aus vielen Löchern quoll weißer Dampf in den Himmel. Der Eintritt ist mit 10.000 CLP p.P. schon happig, dafür ist aber das Schwimmen in einem Becken mit heißen Quellwasser inklusive.

Vom Eingang aus hielten wir uns rechter Hand, Richtung der Quellen nah beim Pool. Wir stellten das Auto ab und wanderten umher. Überall zischte es, als ob Töpfe mit Wasser auf dem Herd stehen. Teilweise konnte man die schlummerte Urkraft unter dem Boden mit den Füßen erfühlen.

 

Auf dem Gelände selbst gibt es kleinere und größere Geysire. Diese spucken aber nicht meterhoch das Wasser oder Dampf aus, sondern brodeln eher dauerhaft vor sich hin. Gewaltige meterhohe Dampfwolken zeugen von der Hitze unter der Oberfläche. In Löchern unterschiedlicher Größe blubbert das kochende Wasser. Aus manchen der Geysire sprudelte es einen halben Meter hoch.

Während Gerrit bei einer Autopanne half, genossen die anderen 4 das Bad in der heißen Quelle.

 

Ein paar Autominuten entfernt liegt ein zweites Geysirfeld, welches wir im Anschluss besuchten. Da es bereits gegen 10:00 Uhr war, war sehr wenig los und wir konnten die Natur in Ruhe alleine genießen.

 

Auch hier gibt es Geysire unterschiedlicher Größen. Die höchsten Wasserausbrüche mit ca. 3-4 Metern konnten wir hier erleben. Solche Orte, an denen man die Naturgewalt hautnah miterleben kann sind immer sehr faszinierend.

Floaten im Salzwasser der Lagunas Escondidas de Baltinache

Noch geflasht von den Geysiren machten wir uns auf ein paar Salzlagunen mitten in der Wüste zu besuchen. Wir hatten uns die nicht ganz so bekannten Lagunas Escondidas de Baltinache als Ziel ausgesucht. Wir hofften so etwas von den großen Touristenströmen weg zu sein. Zudem ist der Eintritt mit 5.000 CLP p.P. bedeutend günstiger als bei anderen Lagunen.

 

Zurück in San Pedro nahmen wir die Teerstraße am Valle de La Luna vorbei und bogen nach ein paar Kilometern auf die ca. 40km lange Schotterpiste zu den Lagunen ab. Glücklicherweise sind es zwar Schotterpisten, welche aber in einem relativ guten Zustand sind, so dass die Fahrt weder für Fahrer noch Beifahrer zu anstrengend ist. Während der gesamten Fahrt sahen wir eigentlich Nichts. Wie sollte hier eine tolle Erfahrung auf uns warten? Rechts und links weite Steinwüste, die dann langsam zu kleinen und großen Bergen aufstieg. Keine Farbveränderung, einfach plattes, totes Land.

 

Auch als wir mitten in diesem Nichts nach links abbogen, um die letzten 2km zu den Lagunen zurück zu legen, blieben wir weiter skeptisch. Von der Zufahrt aus sahen wir nichts anderes als ein Haus und ein paar Sonnenschirme.

 

Am Eingang erklärte uns die freundliche Dame, dass es insgesamt 7 kleine Lagunen gibt und wir in der ersten und der letzten sogar schwimmen dürfen. Süßwasserduschen für nach dem Schwimmen gibt es am Eingangshaus. Nach einem ca. 20-minütigen Bad sollten wir das Salz nicht abrubbeln. Etwas warten und dann noch einmal schwimmen gehen. Das sei gut für die Haut.

 

Gesagt – getan. Nach der netten kurzen Einführung fuhren wir mit dem Auto die 500m zur ersten Lagune. Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Als wir am Parkplatz ausstiegen, war die erste Skepsis schon verflogen. Eine wunderbare kleine Lagune von 15 Meter Durchmesser schimmerte glänzend weiß in der Wüste. Die ganzen Salzablagerungen waren riesig. Es sah aus wie ein Eisberg unter Wasser.

 

Da die erste Lagune auch einen kleinen Picknickbereich mit Sonnenschirmen und Bänken enthält, wollten wir hier nicht bleiben. Auch wenn kaum andere Personen hier waren, wollten wir zur letzten Lagune gehen, in der Hoffnung, dort ganz alleine zu sein.

 

Der Weg zu Fuß dauerte fast 10 Minuten, war aber wunderschön. Über Steine und Holzstege ging es an den weiteren kleineren Lagunen vorbei. Das Wasser wurde von Lagune zu Lagune klarer. Ein tiefes Blau, aber vollkommen klar. Umgeben von weißen Flächen aus purem Salz. Eine Farbstimmung und eine Umwelt, irgendwie nicht von diesem Planeten. Wir waren sehr beeindruckt.

Die letzte Lagune toppte schließlich alle Erwartungen. Wir waren wirklich ganz alleine hier. Das Wasser mindestens 3-4 Meter tief und glasklar. Inmitten der „Salzeisberge“ eine große freie Fläche zum Schwimmen. Als Svea als Erste ins erstaunlich kalte Wasser ging und sich hineingleiten ließ, kam nur noch ein Lachen aus ihr heraus. Der Salzgehalt ist so immens hoch (60%), das ihr ganzer Körper auf dem Wasser zu schweben schien. Für uns alle ein unwirkliches und witziges Gefühl. Wir mussten uns sogar anstrengen, die Beine nur ein wenig unter Wasser zu drücken, so krass war der Auftrieb.

 

Wir hatten viel Spaß und blieben viele Minuten. Nachdem wir dem Wasser entstiegen, dauerte es nicht lange, bis sich auf der ganzen Haut ein Salzfilm ausbreitete. Wir waren weiß wie Schneemänner. So machten wir uns wieder auf zur erste Lagune um dort nach dem Trocknen erneut eine kurze Runde zu drehen. In der letzten Lagune fanden wir es aber viel besser.

 

Nach dem zweiten Bad gingen wir duschen und fuhren mit wunderbar glatter Haut im abendlichen Sonnenrot heim nach San Pedro.

Tipp 1: Solltest Du mit mehreren Personen unterwegs sein, kann es sich lohnen ein Auto zu mieten. Insgesamt günstiger als einzeln Touren zu buchen und viel flexibler und unabhängiger.

 

Tipp 2: Beide Mietwagenanbieter die wir besucht haben, waren ungefähr gleich günstig und bei Beiden waren die Autos neu und gut in Schuss. Wir haben bei Europcar gebucht. West Rent war aber identisch gut.

 

Tipp 3: Den Mietwagen anzumieten reicht für einen Tag. Hole ihn aber schon abends am Vortag ab, dann kannst Du zum Sonnenuntergang ins Valle de La Luna fahren. Ist ohne Aufpreis möglich, da die Miete für 24h gilt.

 

Tipp 4: Wenn auch vielleicht kein richtiger Tipp mehr, aber ein Fahrrad zu mieten und selbst die Gegend zu erkunden macht Spaß.

 

Tipp 5: Achtung! Möchtest Du zum Sonnenuntergang mit dem „Privat-Leihwagen“ ins Valle de La Luna, musst Du dich 24h vorher anmelden. Wir wussten das nicht und hatten Glück. Wir durften rein weil wenig Touren an dem Tag geplant waren.

 

Tipp 6: Das Barros Café ist sehr gemütlich und hat gute Speisen und Getränke. Aber: einen Freund haben sie allerdings versucht beim Wechselgeld zu betrügen (nein, es war kein Versehen).

 

Tipp 7: Das Hostel „Rural - La Florida“ hat einen netten Innenhof, ein für südamerikanische Verhältnisse gutes Frühstück und es war ruhig. Die Zimmer allerdings, genauso wie die Betten sehr klein. Locker nur außerhalb des Zimmers. Für ein/zwei Tage aber eine gute Unterkunft.

 

Tipp 8: Gutes und günstiges Essen (auch vegan oder vegetarisch) gibt es im „Ckunza tilar“. Meist als komplettes Menü für um die 6.000 CLP.

 

Tipp 9: Ausflugsziele die wir empfehlen können (im Idealfall mit Leihwagen): Valle de La Luna und die Geysire von del Tatio.

 

Tipp 10: Es gibt mehrere Salzwasserlagunen in denen man schwimmen kann. Wir fanden die Lagunas Escondidas de Baltinache super. Allerdings nur mit einer Tour oder dem Leihwagen zu erreichen. Gegen späten Mittag sind kaum Touristen da. Erst nachmittags kommen die Touren wieder. Direkt bis zur letzten Lagune durchgehen, da hat man noch mehr Einsamkeit und tolleres Wasser. Süßwasserduschen im Eintritt von 5.000 CLP p.P. enthalten.

 

Tipp 11: Von San Pedro de Atacama ist es mit dem Bus nur ca. 2 Stunden bis Calama. Von hier aus kannst Du viele günstige Flüge im Inland buchen.

 

Tipp 12: In der Farmacia Cruz Verde, an der Ecke Caracoles/Toconao gibt es drinnen einen ATM der keine Gebühren verlangt.


Santiago de Chile

Aufenthalt: 5 Tage
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 20-26°C, Nachts ca. 20°C

 

Die Hauptstadt von Chile erkundeten wir in einem gemächlichen Tempo. Das lag zum einen an den Unruhen, die zu der Zeit in ganz Chile und vor allem in den großen Städten herrschte. Die meisten der öffentlichen Einrichtungen, wie Museen, waren die ganze Zeit geschlossen. Zum Anderen nutzten wir den Komfort einer Großstadt, um Zeit für uns zu haben und an unserer Internetseite zu arbeiten.

 

Dem Künstlerviertel Bellavista statteten wir einen Besuch ab und fanden die kleinen Gässchen sehr einladend für einen erholsamen Spaziergang in der Stadt. Im Café „Les Trois“ tranken wir guten Kaffee und hatten einen leckeren Käsekuchen. Die Limonada Asiatica ist ebenfalls zu empfehlen. 

Viele Geschäfte hatten wohl aufgrund der Unruhen geschlossen, sodass wir leider nicht tiefer in die Angebote des Viertels vordringen konnten. An ein paar Straßenkreuzungen waren auch noch die kokelnden Überreste von Straßenbarrikaden zu sehen.

 

Nahe unserer zweiten AirBnB lag der Park von Santa Lucia. Ein süßer kleiner Park auf einer Anhöhe. Mitten in der Stadt mal wieder ein grüner Rückzugspunkt. Viele Möglichkeiten um sich auf Bänken und sattem Grün zu erholen. Auch befindet sich eine kleine Burg auf dem Gelände, mit einem Aussichtsturm, von dem wir Santiago überblicken konnten.

Tipp 1: Im Viertel Bellavista gibt es viele Möglichkeiten um Abends auszugehen oder tagsüber einen Kaffee zu trinken. Das „Les Trois“ ist klein, schnuckelig und bietet selbstgemachten Kuchen.

 

Tipp 2: Dem Stadttrubel kannst Du kurzzeitig im Park von Santa Lucia entfliehen. Inklusive einem Blick über die Dächer von Santiago.

  

Tipp 3: Zum Haareschneiden empfiehlt Svea für Frauen den Frisör „Saloon2“


Valparaiso & Vina del Mar

Aufenthalt: 5 Tage
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 20-23 °C, Nachts ca. 15-18°C

 

Von Santiago ist das Meer in 1:45 Stunden Busfahrt erreichbar. Die Stadt Hafenstadt Valparaiso und dass etwas exklusivere Vina del Mar sind die bekanntesten Orte, die auch wir erkunden wollten. Vom Terminal Süd nahmen wir einen Bus (Pullman, sehr zu empfehlen) und fuhren durch die Weinanbaugebiete westlich von Santiago Richtung Meer. Der Ausblick auf sanfte Hügel und die Weingebiete bot reichlich Abwechslung.

 

In Valparaiso merkten wir schnell, dass es eine „Arbeiterstadt“ ist und vom Hafen geprägt wird. Die Häuser in der Ebene sind eher funktionell gehalten. Vom Terminal de Bus Richtung Innenstadt gibt es große Straßenmärkte, viel Industrie und auch viele kaputte Häuser. Die gesamten Viertel nah am Meer sind eher unschön.

 

Die Stadt selbst ist auf vielen Hügeln gebaut, die sich um den kleinen flachen Streifen am Meer drapieren. Nur einige davon sollten wir allerdings zu Fuß erkunden, so unsere Gastgeberin. Viele sind von ärmeren Menschen bewohnt und für Touristen nicht zu empfehlen. Nur eine Handvoll der Hügel sind sehr sicher und alleine zu besichtigen. Diese sind allerdings extrem hübsch, wenn man Streetart, alte Häuser und kleinere Gassen mag. Wir wanderten teilweise ziellos umher und ließen uns einfach durch das bunte Häusermeer treiben. Fast jedes Haus und jede Mauer ist mit Graffiti und Murals verziert. Die meisten davon sind wirklich tolle Kunstwerke. Nur ganz wenig „sinnlos“ dahingespraytes, fanden wir. Die Häuserfassaden sind oft mit Holz verkleidet und bunt bemalt. In den Gassen finden sich immer wieder kleine Restaurants und Cafés. Wir konnten an jeder Ecke wieder etwas Neues entdecken und fanden die Spaziergänge auf den Hügeln sehr angenehm. Wohngegenden versprühten auf uns einen manchmal schroffen, aber sehr künstlerischer Charme. Steile Treppen mit viel bunten Graffitis verbinden die Hügel untereinander.

Im vielleicht schon krassen Gegensatz dazu, steht der moderne Nebenort Vina del Mar. Mit der Straßenbahn machten wir uns für einen Tagestripp an den Strand hierhin auf. Valparaiso selbst verfügt nur über extrem wenig Strände am rauen und kalten Ozean. Vina del Mar hingegen, hat lange und breite Sandstrände, die schon eher zu einem Sonnenbad einladen.

 

Die Uferpromenade ist gesäumt von Hochhäusern und vielen Restaurants. Zumeist etwas für den gehobeneren Geldbeutel. Auch die üblichen „amerikanischen“ Verdächtigen, wie Starbucks und McDonalds sind auf dem „Strip“ zu finden. Es war, als ob wir zwischen zwei Welten pendelten.

Tipp 1: Folgende Viertel am Berg sind sicher: Cerro Bellavista, Cerro Conception, Cerro Alegre

 

Tipp 2: Schlendere einfach ziellos durch die genannten Viertel und erkunde die Streetart und die kleinen Gassen.

 

Tipp 3: Vina del mar eignet sich gut für einen Tagesausflug von Valparaiso aus. So kannst Du mal einen Tag gemütlich am Strand liegen.

 

Tipp 4: Nach Vina del mar kannst Du bequem die Straßenbahn nehmen. Du musst eine wiederaufladbare Karte für 1500 CLP kaufen.

 

Tipp 5: Für Valaparaiso reichen locker 1-2 Tage. Vina del mar reicht 1 Tag.

Patagonien (chilenische und argentinische Seite)

Punta Arenas und Nationalpark Pale Aike

Aufenthalt: 3 Tage
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 10-15°C, Nachts ca. 5°C

 

Unser Patagonien-Abenteuer begann mit einem 3,5-Stunden-Flug von Santiago nach Punta Arenas. Die befürchteten harten Winde blieben aus und der Flug hatte nur ein paar kleine Turbulenzen.

In der Stadt selbst verbrachten wir 2,5 Tage um uns hier mit dem benötigten Campingequipment auszustatten. Die Demos waren auch im tiefen Süden vorhanden und leider auch nicht immer friedlich. Wir hatten zwar keine Probleme, sahen aber an einem Morgen ein ausgebranntes Gebäude, welches am Vortag noch unversehrt war.

Richtig Sightseeing haben wir also nicht gemacht. Wir waren nur einmal kurz am Meerufer bei großen Schriftzug der Stadt und am Aussichstpunkt „Cerro de la Cruz“, da dieser ganz nah an unserer AirBnB Unterkunft lag. Beides kurze Ausflüge die ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig sind.

 

Nachdem wir uns alles nötige Campingequipment besorgt hatten, holten wir am nächsten Tag unseren Mietwagen für unsere 26-Tage durch Feuerland und Patagonien ab. Wir hatten uns gegen einen Camper entschieden, da wir auch in Tasmanien noch Campingequipment benötigen.

Auf dem Weg nach Feuerland oder wieder zurück bietet sich ein Ausflug im Nationalpark Pale Aike an. Da wir schon einmal hier waren, nutzen wir den kleinen Abstecher in  Nationalpark. Dort entschieden wir uns für den 18km Wanderweg durch die Pampa anstatt für den Trek durch die Vulkanlandschaft. Da wir Vulkane schon auf Galapagos gesehen hatten, dachten wir, dass dies eine gute Wahl sei.

 

Leider wurden wir enttäuscht. Die Pampa ist wirklich so wie es klingt – Pampa. Eine langweilige Graslandschaft ohne Abwechslung. Die ersten zwei, drei Kilometer waren noch schön zu gehen, da auch diese Landschaft natürlich ihre Reize hat, danach war es aber nur noch eintöniger Einheitsbrei. Das schlimmste allerdings war, dass die 18km in 9km hin zu einer Lagune und der identische Weg 9km zurück sind. Da wir dachten die Lagune sei es wert, sie war es nicht, gingen wir die kompletten 18km.

Tipp 1: Inlandsflüge sind in Chile sehr günstig. Falls Du lieber nach Ushuaia möchtest lohnt es sich zu überlegen, nach Punta Arenas zu fliegen und dann mit dem Bus weiter zu fahren.

 

Tipp 2: Auf dem Hinflug sollst Du links am Fenster sitzen. Da ist der Ausblick auf die Berge wohl am Besten.

 

Tipp 3: In Punta Arenas gibt es die Zona Franca oder auch Zona Austral genannt. Hier kannst Du vergünstigt Trekking-/Campingequipment einkaufen. Preise mit Vergünstigung ähnlich wie Europa, aber günstiger als sonst in Chile. Achtung: Mittagspause von 13-15 Uhr.

 

Tipp 4: Gut und günstiges Essen gibt es bei „Sabores de mama“ in Punta Arenas. Tollen Kaffee im „Wake up“. Eine große Auswahl an Kuchen, Keksen und Schokoladen im weihnachtlichen Ambiente bei La Chocolatta.

 

Tipp 5: Der kleine Nationalpark Pale Aike im Norden, an der Grenze zu Argentinien ist gut für eine Tour durch eine Vulkanlandschaft.

 

Tipp 6: Beim Mietwagen darauf achten, dass Du das „Permiso Argentina“ im Vorfeld beantragst. Nur das berechtigt Dich, mit dem Wagen auch nach Argentinien zu fahren. Falls der Mietwagenvermittler den Antrag im Vorfeld verschludert, keine Panik. Ist auch vor Ort innerhalb einer halben Stunde ausgestellt.


Feuerland

Aufenthalt: 4 Tage
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 8-14°C, Nachts ca. 3-5°C

 

Für die Überfahrt nach Feuerland nutzten wir die Fähre bei Punta Delgado. Natürlich hätten wir auch über Porvenir fahren können, aber das war uns zu teuer und die andere Fähre braucht auch viel weniger Zeit. Zudem konnten wir so mehr von der Landschaft überall sehen.

Die Fahrt bis dorthin war nicht sehr spannend. Flache und karge Wiesen über Kilometer hinweg. Bei der Fähre hatten wir super viel Glück, denn wir kamen gerade an, als diese ablegen wollte und wir konnten schnell noch auffahren. Die kurze 20-minütige Überfahrt verbrachten wir an Deck um nach Delphinen und kleinen Walen Ausschau zu halten, wir hatten aber leider kein Glück.

 

Auf der anderen Seite blieb die Landschaft zunächst gleich. Schön, aber nicht wirklich faszinierend oder uns in den Bann ziehend. So schrubbten wir schnell Kilometer bis zum ersten Tankstopp in Cerro Sombrero. Ursprünglich wollten wir hier irgendwo wildcampen, entschieden uns aber es bis zum Parque Pingüino Rey zu versuchen, da die Landschaft uns nicht zusagte. Da die Straßen wunderbar geteert waren, konnten wir viel Zeit gut machen. Erst ca. 17km vor dem Pinguinpark mussten wir auf Schotterstraßen ausweichen. Diese waren aber auch überraschend gut und wir kamen weiter schnell voran.

Königspinguine im Parque Pingüino Rey

Gegen späten Nachmittag kamen wir beim Park an. Keine weiteren Autos waren auf dem Parkplatz zu sehen. Aber der Park war geöffnet. Wir bekamen eine kurze Erläuterung zu den Pinguinen und da niemand sonst hier war, begleitete uns die nette Dame noch auf dem Rundweg zu den Aussichtspunkten um uns mehr zu erzählen.

Es regnete leider etwas, aber die Pinguine stört das ja nicht. Über einen kurzen Weg gelangten wir zum ersten Unterstand, der den Blick auf die Pinguine ermöglicht. Nur ca. 30 Meter von uns entfernt wuselten ca. 90 Exemplare umher. Zwei Jungtiere waren sogar auch darunter. Da es Frühling ist, waren auch die Pinguine auf Brautschau. Immer wieder sahen wir, wie einige Pinguine mit ihren Flossen auf andere Pinguine hauten. Die Dame erklärte uns, dass Pinguinweibchen ihre Partner danach auswählen, wie fest sie zuhauen können. Je stärker, desto stärker das Männchen und desto besser die Aussichten auf guten Nachwuchs. Verrückte Welt bei diesen Pinguinen.

 

An sich ist der Park nichts Besonderes und der Besuch war mit einer Stunde schnell vorbei. Vielmehr begeisterte es uns, hier die einmalige Möglichkeit zu haben, diese Pinguinart in freier Wildbahn zu sehen. Dies ist sonst nur in der Antarktis und auf einigen Inseln möglich, was viel Geld kostet.

Das tiefe chilenische Feuerland

Da wir bis hierhin weniger Zeit als veranschlagt gebraucht hatten und es bis fast 23 Uhr hell war, entschieden wir noch weiter in den Süden zu fahren, um uns dort unser erster Wildcampen zu suchen.

Die Forscherin vom Pinguinpark hatte uns beim Ort Cameron eine Möglichkeit empfohlen. Dort angekommen wurde uns auf Nachfrage bei Einheimischen aber nur ein bezahltes Campen im Vorgarten für unverschämte 10 Dollar p.P. angeboten. Das fanden wir dreist und fuhren weiter. Vom kostenlosen Refugio am Eingang des Dorfes wussten wir zu diesem Zeitpunkt leider noch nichts und die Bewohner sagten es uns leider auch nicht. Somit fuhren wir weiter Richtung Süden. 

Natürlich hätten wir auch einfach neben der Straße halten und unser Zelt aufschlagen können, aber das gefiel uns alles nicht. Denn entgegen unserer Erwartungen, war es nicht möglich weit abseits zu fahren. Rechts und links der Straße war nämlich überall Zaun und kein Weg führte ab, der nicht von einem Tor verschlossen war.

 

Somit fuhren wir immer weiter und es wurde spät, bis wir kurz nach dem Minidorf Russfin eine schöne kleine Lichtung fanden, die wir mit dem Auto befahren konnten.

 

Wir bauten unser Zelt windgeschütz hinter dem Auto auf und machten uns schnell etwas zu essen. Es war sehr idyllisch und wir hatten einen schönen Blick auf das kleine Tal und den Wald. Wenig später bekamen wir auch noch Besuch von einem kleinen Fuchs, der neugierig umherstreifte und schließlich ein paar alte Knochen von einem Tier fand. Für uns interessierte er sich nicht wirklich.

 

Die erste Nacht im Zelt war bitterkalt und sehr eng. Wir hatten uns ein extrem leichtes und kleines Zelt gekauft, um es auf dem bald anstehenden W-Trek gut tragen zu können und mit in den Flieger nach Australien zu bekommen. Leider hatten wir es nicht aufgebaut sehen können und der Zeichnung und den Maßangaben vertraut. 

Diese entpuppten sich aber als Maße, die wirklich nur für die Bodenfläche gelten. Direkt vom Boden führt das Zelt trapezartig in die Höhe und somit hatten wir weniger Platz als gedacht. Bis auf uns zwei passen zwei Paar Schuhe mit rein, mehr nicht. Und wir zwei mehr schlecht als recht.

 

Der Morgen war ebenfalls noch sehr kalt und wir genossen die warmen Tassen voll heißem Tee. Nach einem schnellen Frühstück und Katzenwäsche fuhren wir zum nahen Sägewerk, bei dem es eine kleine Tankstelle gibt.

 

Als wir wieder losfahren wollten bemerkte Gerrit, dass ein Reifen ziemlich platt war. Zum Glück hat das Sägewerk nicht nur Pressluft, sondern auch die komplette Maschinerie zum Reifenwechseln. Ein netter Mitarbeiter schaute sich den Reifen komplett an und fand einen großen Eisendorn. Der Reifen konnte vor Ort direkt geflickt werden. Was ein Glück und ein super netter und günstiger Service.

Ab hier gefiel uns die Landschaft auch immer besser. Die Weite wechselte sich immer öfter mit kleinen Baumbeständen ab. Bei dem kleinen Militärposten Pampa Guanaco bogen wir zum Lago Blanco ab und waren schon bald in einem Waldgebiet mit toller Natur. Wir fuhren an einem kleinen See vorbei, den ein Biber aufgestaut hatte. Den Erbauer erblickten wir leider nicht, dafür seinen deutlichen Spuren an einem kleinen Baum.

Immer tiefer folgten wir der Waldstraße. Es erinnerte uns ein wenig an unsere Wälder zu Hause in Deutschland. Anders war allerdings das „Wilde“ des Waldes. Niemand „pflegt“ diesen und alles wächst wie es will. Viele tote Bäume liegen zwischen den Gesunden auf dem Boden und schaffen eine tolle Atmosphäre.

 

Ein einer Abzweigung entschieden wir uns für einen Abstecher ins „Valle los Castores“. Nach einer kurzen Schlammdurchfahrt, bei der wir den Allrad zum ersten und einzigen Mal gebrauchen konnten, fuhren wir einen engen Waldweg entlang. Dieser führt etwas erhöht an einem langen Tal entlang.

Zunächst passierten wir eine vom Fluss durchzogene Gegend, in der mehrere Biberbauten den Fluss immer wieder zu kleinen Seen aufstauten. Durch das viele Wasser überall, waren viele Bäume abgestorben und lagen auf dieser Ebene grau erblasst herum. Ein wunderschönes Bild, auch wenn es für die Bäume tragisch ist.

 

Wenig später wichen die Bäume einer weiten Graslandschaft durch dies sich der kleine Fluss schlängelte. Auf dem saftigen Grün graste eine große Herde Guanacos sowie ein paar wenige Wildpferde. Wir fuhren einen kleinen Hang hinunter um Mitten in der Ebene stehen zu können und genossen die Stille und Anmut dieser Umgebung.

Nach diesem kurzen Ausflug ging es zurück zur Abzweigung und wir folgten dem Waldweg bis zum Lago Blanco. Dort gibt es einen freien Campingplatz, der zwischen vielen hohen Bäumen direkt am Seeufer viele Zeltplätze und Stellplätze für Camper bietet.

Die zweite Nacht war kalt, aber wir hatten uns schon ein wenig akklimatisiert. Nach einem stärkenden Frühstück wanderten wir ein paar Kilometer am Seeufer entlang. Die Einsamkeit inmitten dieser unberührten Natur war toll. Auf dem Weg begegneten wir mal wieder einem Fuchs, der uns entgegenlief, kurz vor uns stehenblieb um die Lage zu sondieren, um dann langsam den Hang hinauf zu schleichen.

 

Danach machten wir uns weiter auf in den Süden von Feuerland. Unser Ziel war der Lago Deseado. Die Landschaft faszinierte uns weiterhin. Auf die dichten Urwälder folgten wieder weite Flächen und langsam wurde es auch bergiger. Bis wir schließlich steile Schotterwege hinauf bis zur Schneegrenze in Angriff nehmen mussten. Am Gipfel der Serpentinen gab es einen tollen Aussichtspunkt mit Blick auf den Lago und die schneebedeckten Gipfel der nicht enden wollenden Anden.

 

Die Abfahrt zum See war sehr schlammig, da es viel geregnet hatte. Aber alles ohne Probleme machbar. Am See selbst, gab es leider kaum Möglichkeiten zu halten oder zu campen. Die Seeufer waren steil und die Straße führte nur ein Stück am Ufer entlang, bevor sie sich wieder einen anderen Berg hinaufwand.

Damit war unsere Idee, hier zu wandern und zu campen hinfällig. Wir entschieden uns der Straße weiter zu folgen um am nächsten Lago Möglichkeiten zu suchen.

Der Weg zum Lago Fagnano führte über einen Pass, der rechts und links noch schneebedeckt war. Der Anblick des riesigen Sees war schön.

Aber auch hier kaum Möglichkeiten zum campen. Wieder steile Uferbereiche. Wir fanden einen schönen Spot neben einer Brück und machten dort eine Pause und genossen bei Sonnenschein den Blick auf den See mit einem warmen Mittagsessen. Für eine Übernachtung fanden wir es so nah an der Straße aber nicht schön.

 

Auch der weitere Weg mit Ende am Fjord bot keine Möglichkeiten. Da wir genug Zeit hatten und die Sonne hier weit im Süden spät untergeht beschlossen wir zurück zum Lago Blanco zu fahren.

 

Nach einer Nacht, bei der wir auf den Zeltaufbau verzichtet und im Auto geschlafen hatten fuhren wir nochmal ein kleines Stück zurück Richtung Lago Deseado. Kurz nach der Abzweigung zum Grenzübergang Bellavista hatten wir nämlich eine Wandermöglichkeit entdeckt.

 

Beim Nationalpark Karukinka wanderten wir einen wunderschönen Trail einen kleinen Berg hinauf, genossen die Aussicht in die Weite der Natur, auf die nimmerendenwollenden Gipfel der Anden und spürten das erste Mal die berüchtigten Starkwinde von Feuerland und Patagonien.

Auf dem Rückweg zur Fähre bei Punta Delgado suchten wir das Refugio beim Parque Pingüino Rey auf. Das hatte uns die Forscherin ja empfohlen. Vor Ort stand ein kleines Haus, welchem wir keine Funktion zuordnen konnten und wir wollten ursprünglich auf dem Freigelände dahinter zelten. Svea kam auf den Gedanken mal an einer der beiden Türen zu rütteln und war überrascht, dass diese offen war. Dahinter war tatsächlich ein sauberes Plumpsklo. Neugierig versuchten wir die andere Tür und waren perplex. Auch diese öffnete sich. Dahinter ein holgetäfelter Raum mit großer Fensterfront mit Blick auf die Natur. Ein Kachelofen mit Feuerholz und eine zweite kleine Ebene mit Schlaffläche. Ein Schild wies daraufhin, dass dies ein frei zur Verfügung stehendes Refugio für alle Menschen ist, die Müde sind oder Unterschlupf suchen.

Es kam uns so unreal vor. Hier durften wir also umsonst schlafen – Wahnsinn. Gerrit machte Feuer im Ofen und schnell wurde es mollig warm. Nach vier kalten und engen Nächten im Zelt und Auto fühlten wir uns wie im Paradies.

Kurze Zeit später steckte allerdings ein belgisches Pärchen den Kopf durch die Tür. Sie waren seit 5 Monaten mit dem Rad von Peru aus kommend in Südamerika unterwegs. Natürlich wollten sie auch hier schlafen. Sie zeigten uns auf einer App ein weiteres Refugio in 30km Entfernung und da wir das Auto hatten, sagten wir, dass wir es dort versuchen um ihnen einen warmen Schlafplatz zu ermöglichen.

 

Das Refugio war aber auch schon belegt, sodass wir wieder zurückfuhren. Schließlich arrangierten wir uns irgendwie und genossen alle vier die Nacht im Warmen. Dank den Beiden wissen wir jetzt aber von diesen Möglichkeiten und der App (iOverlander), die diese und andere nützliche Einrichtungen wir Lebensmittelläden anzeigt.

 

Auf der zweiten Überfahrt mit der Fähre hatten wir Glück und sahen die schwarz-weißen Commerson Delphine.

 

Wieder auf dem Festland schliefen wir in einem Refugio an der Hauptstraße nahe des Nationalparks Pale Aike. Dieses war allerdings anders und weit weniger komfortabel. Es erinnert mehr an eine vollverglaste Bushaltestelle. Svea schlief auf der breiten Bank und ich auf dem Boden – egal, es war warm und wir hatten viel Platz. Zum Glück ist der  Verkehr nachts nahezu nicht vorhanden und es war schön ruhig. Am nächsten Morgen haben wir sogar ein Stinktier am Refugio vorbeilaufen sehen. 

Tipp 1: Wenn Du ein Auto hast, empfehlen wir die Überfahrt nach Feuerland über die Fähre bei Punta Delgado. Günstiger, öfter und schneller als über Porvenir und ohne Voranmeldung. Bei der Überfahrt aufs Wasser achten. Gute Chancen, die seltenen schwarz/weißen Commerson Delphine zu sehen.

 

Tipp 2: Es gibt in Feuerland (Chile-Seite) sehr viele kostenfreie Refugios entlang der Straßen. Hier kannst Du wunderbar übernachten und Geld sparen.

 

Tipp 3: In der App iOverlander sind viele Campingspots/Refugios und andere nützliche Infos enthalten. Funktioniert allerdings nicht offline. Und nicht alles was dort Refugio genannt wird ist auch wirklich eines.

 

Tipp 4: Der Park der Königspinguine hat Montags geschlossen, zudem ist eine 24-Stunden-Vorreservierung erwünscht. Da es die einzige Kolonie am Festland ist, lohnt es sich unserer Meinung aber schon.

 

Tipp 5: Habe genug Wasser dabei. Du brauchst es zum Trinken, Kochen und vielleicht abwaschen. Nicht überall gibt es Flüsse. Und nicht aus allen ist das Trinken sicher.

 

Tipp 6: Wir haben von einer UV-Lampe gehört, die Wasser zu 99,9% desinfizieren soll. Eine gute Alternative, falls Du nicht viel Gepäck tragen kannst.

 

Tipp 7: Regelmäßig tanken. Aber grundsätzlich gibt es auf der Chile-Seite genug Möglichkeiten dazu. Cerro Sombrero, Porvenir und das Sägewerk kurz hinter Russfin.

 

Tipp 8: Falls Du mit dem Auto unterwegs bist und einen Platten haben solltest. Kleine Schäden können die Menschen im Sägewerk reparieren. Die haben alles vor Ort - einfach Fragen, da es keine offizielle Werkstatt ist.

 

Tipp 9: Ein 4x4 ist absolut nicht notwendig. Selbst mit einem normalen Auto wären wir überall durchgekommen. Ein etwas höheres Auto/SUV bietet allerdings mehr federungskonform und gibt mehr Restsicherheit bei einigen hohen Übergängen bzgl. der Bodenfreiheit.

 

Tipp 10: Der kleine Nationalpark Karukinka bietet Dir gegen Gebühr einige schöne Wanderwege und auch Camping oder Hütten. 


Puerto Natales

Aufenthalt: 2 Tage Puerto Natales
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 8-12°C, Nachts ca. 3-5°C

 

Nach unserer Nacht in der Bushaltestelle ging es nach Puerto Natales, wenn man so will, dem Tor zu Patagonien und vor allem dem Torres del Paine Nationalpark, wo der W-Trek auf uns wartete.

 

Von dieser Stadt hatten wir immer nur gelesen, dass es rein als Ausgansstation für den Torres dient. Wir waren aber positiv überrascht von der kleinen Stadt und möchten eine Lanze für diese brechen. Es lohnt sich durchaus hier mehr als nur eine Nacht zu verbringen, wenn man auch mal Erholung vom Wandern suchen möchte um in netten Cafés zu verweilen oder ein Bier in einer gemütlichen Bar zu trinken.

 

Wir haben diese teilweise verschlafen wirkende Kleinstadt mit ihren kleinen Holzhäuschen irgendwie ins Herz geschlossen. Das lag vermutlich auch an unserer süßen AirBnB Omi, mit ihrem Gasofen und den netten Gesprächen über Kuchenrezepte.

 

Bei der Anreise machten wir kurz vor der Stadt einen Stopp beim Mirador Dorotea. Von diesem kurzen Hike zum Aussichtspunkt auf einem Berg hatten wir im Internet gelesen. Wir wussten, dass es Privatgrund ist, waren aber vom verschlossenen Tor überrascht. Da sich niemand blicken ließ gingen wir einfach durch das Tor zum Haus. 

Dort öffnete sich dann doch eine Haustür, wir bezahlten den Eintritt und konnten loswandern. Über eine teilweise überschwemmte Wiese voller Schafe und Lämmlein ging es Richtung Berganstieg.

Immer den Strommasten folgend ging es steil bergauf. Schon nach kurzer Zeit waren wir gut durchgeschwitzt und merkten unsere Beine. Die Landschaft entschädigte aber für die Anstrengungen. Grüne Bergwiesen mit viel gelben Löwenzahn wurden bald von Büschen und später vom dichten Wald abgelöst. Von den Bäumen hingen lange Flechten und schufen das Gefühl in einer Art Märchenwald zu wandeln.

 

Nach 5km Anstieg kamen wir am Gipfel an, auf dem zwar unschön einige Sendemasten stehen, der Blick auf Puerto Natales und die Andengipfel dafür aber extrem entschädigt.

Tipp 1: Auch hier gibt es alles an Ausstattung zu kaufen, welche Du fürs Wandern benötigst. Allerdings ist alles leicht teurer als in Punta Arenas.

 

Tipp 2: Eine sehr gute Pizza und gutes Bier, sowie gemütliche Atmosphäre gibt es im Base Camp.

 

Tipp 3: Das Erratic Rock soll jeden Tag sehr gute Informationsveranstaltungen für Trekker anbieten. Haben wir selbst nicht getestet.

 

Tipp 4: Im Patagonia Dulce genießt Du leckeren Kaffee und tolle Süßspeisen im rustikalen Holzambiente.

 

Tipp 5: Fast alle Einkaufsläden (nur der große Unimarc nicht) haben Mittagspause von 13-15 Uhr. Verrückt aber wahr. Beachte es wenn Du Klamotten etc. kaufen willst.

 

Tipp 6: Vor den Toren der Stadt gibt es mit dem Wanderweg zum Mirador Dorotea einen tolle Landschaft und einen Wahnsinns-Ausblick. Der Weg ist allerdings steil und anstrengend. Ist Privatgrund. Auch wenn das Tor geschlossen ist und es zu scheint, einfach reingehen und am Haus fragen. 5.000 CLP p.P. Eintritt.

 

Tipp 7: Du isst beim Wandern gerne Trockenobst und Nüsse? Dann geh doch zu Frutos Secos. Die haben eine große Auswahl zu vernünftigen Preisen. Leider ist das Obst aber oft etwas sehr gezuckert.


Nationalpark Torres del Paine

Aufenthalt: 4 Tage
Reisemonat: November
Temperatur: Tagsüber ca. 13-16°C, Nachts ca. 10°C

 

Puerto Natales war für uns der Ausgangspunkt um zum Torres del Paine Nationalpark zu gelangen und dort unseren W-Trek zu starten. Wir hatten uns für die 4-Tages-Variante mit Start im Camp Paine Grande entschieden. Gebucht hatten wir alle Camps selbst, da uns die organisierten Touren viel zu teuer waren.

W-Trek Tag 1: Laguna Armaga – Camp Paine Grande – Camp Grey – Übernachtung Paine Grande (22km)

Mit unserem Mietwagen fuhren wir ca. 1,5 Stunden zum Eingang des Nationalparks an der Laguna Armaga. Wir hatten das Auto durchgehend angemietet, denn eine erneute Ab- und Anmietung wäre teurer gekommen, als das Auto vier Tage stehen zu lassen.

 

Vom Eingang nahmen wir einen Bus zur Fähre in Pudeto, dass Ticket hierfür hatten wir uns glücklicherweise schon in Puerto Natales gekauft, denn einige Leute die spontan mitwollten, wurden abgewiesen. Pudeto liegt an einem kleinen See und nur hier kann die Überfahrt zum Camp Paine Grande stattfinden. Wir waren früh dran und gesellten uns in die Schlange am Pier. Eine gute Stunde warteten wir bei strahlendem Sonnenschein und freuten uns tierisch auf die kommenden vier Tage. Die Schlange war echt lang und einige der Leute kamen sogar nicht mehr mit auf die Fähre und mussten auf die nächste warten. Puh, nochmal Glück gehabt, dass wir uns so früh angestellt hatten und keinen Kaffee mehr getrunken hatten. Hätten wir erst die zweite Fähre bekommen, wäre es mit der anstehenden 22km Wanderung sehr sehr knapp geworden.

 

Wir brauchten nur eine halbe Stunde über den See. Bei der Fahrt hatten wir schon tolle Blicke auf die Berge, die unsere Vorfreude nur noch steigerten. Beim Camp angekommen checkten wir schnell ein, suchten uns einen Platz für unser Zelt und bauten es schnell auf.

Danach schulterten wir unseren kleinen Tagesrucksack und machten uns auf den 11km langen Weg zum Refugio Grey am gleichnamigen See und Gletscher. Zu Beginn führte uns der Weg durch ein kleines Tal, welches von kleinen Hängen eingerahmt ist. Flache und kniehohe Gräser sowie Büsche säumten den Weg. Immer wieder mussten wir durch kleine Bäche und überflutete Wiesen gehen. Der nahende Sommer sorgte für ausreichend Schmelzwasser, welches sich überall seinen Weg bahnte.

 

Immer wieder sahen wir auch die Überreste von verbrannten Bäumen und Büschen, aus denen neues Leben sprießte. Durch einen verheerenden Brand einige Jahre zuvor, wurde eine riesige Fläche Opfer des Feuers. Die Spuren sind immer noch zu sehen, aber auch wie die Natur sich selbst heilt und neues Leben hervorbringt.

 

Natürlich waren wir nicht alleine auf einem der beliebtesten Wanderwege in Patagonien, aber wir waren auch freudig überrascht, dass es weniger war als vermutet. Immer wieder hatten wir lange Passagen, in denen uns niemand begegnete.

Über Stock und Stein ging es wellenartig immer höher in die Bergregion, bis wir schließlich an einem der vielen Aussichtspunkte den Grey Gletscher in der Ferne bewundern konnten. Die Eismassen verschmolzen mit dem Horizont. Eine so gewaltige Fläche Eis hatten wir noch nie gesehen und waren überwältigt, obwohl wir noch Kilometerweit entfernt waren.

 

Auf dem Aussichtspunkt wehte auch einer der berüchtigten starken Winde Patagoniens. Die Sonne machte es aber sehr erträglich und nach einem kurzen Abstieg war es zwischen den Bäumen auch schon wieder fast windstill.

 

Nach vier Stunden Wanderung mit vielen Pausen um die fantastische Natur in uns aufzusaugen kamen wir am Camp Grey an und machten eine kleine Verschnaufpause, bevor wir den gleichen Weg zurück zum Camp Paine Grande nahmen.

 

Am Abend genossen wir die Wärme im Gemeinschaftshaus der Campsite und fielen mit müden Beinen früh in unsere Schlafsäcke im Minizelt. Abends und Nachts regnete es ein klein wenig, aber morgens war das Zelt glücklicherweise wieder trocken geweht.

Tag 2: Paine Grande – Camp Italiano – Britanico – Übernachtung Camp Italiano

Nach einem überraschend guten Schlaf machten wir uns gegen 08:30 Uhr auf unsere zweite Tageswanderung. Wieder war uns das Wetter hollt und die Morgensonne strahlte vom Himmel. Mit dem Blick auf das wundervolle Bergmassiv auf der einen und dem See auf der anderen Seite wanderten wir los.

Wir mussten schon nach wenigen Metern anhalten um die Ausblicke, die sich fast nach jeder Biegung in einem anderen tollen Blickwinkel geben, zu bestaunen. Um nicht völlig die Zeit aus den Augen zu verlieren, gingen wir die Etappen zwischen den kleinen Pausen in einem sehr zügigen Tempo.

 

Die ersten 7,6km bis zum Camp Italiano führten entlang des Sees und waren nicht sehr anstrengend. Allerdings trugen wir hier zum ersten Mal auch unseren großen Rucksack inkl. Zelt und Campingausstattung. Gestern konnten wir ihn für die Wanderung im Camp lassen. Das ungewohnte Gewicht merkten wir aber kaum.

 

Am kostenfreien (muss trotzdem gebucht werden) Camp Italiano bauten wir wieder unser Zelt auf, um danach den Weg zum Britanico Lookout zu nehmen. Vom Camp aus ging es, bis auf wenige kurze Flachstücke nur noch bergauf. Die Beine waren schon etwas müde, die Blicke trieben uns aber immer weiter und ließen uns so manchen Schmerz vergessen.

 

Zwischendurch hörten wir immer wieder ein Donnern und hofften, dass es jetzt nicht zu regnen anfangen würde. Erst kurz vor dem Frances Lookout machten wir den Urheber des Donners ausfindig. Es war gar nicht der Himmel, der grollte, es war der Frances Gletscher. Auf dem Berg lagen haushohe Schnee- und Eismassen, welche durch die Sonne schmolzen und immer wieder begleitet von einem gewaltigen donnern abbrachen und zu Tal stürzten.

Wir saßen auf den Felsen in der Sonne und beobachteten das Naturschauspiel gebannt. Ewig hätten wir hier sitzen können. Die Sonne wärmte unsere Körper und die Natur unsere Herzen. Aber wir waren ja erst auf halbem Weg. Weiter oben wartete noch der Britanico Lookout auf uns. Oft im Nebel und Wolken verschwunden, war heute sicher der perfekte Tag um dort die komplette Aussicht zu genießen.

 

Also rissen wir uns vom Gletscher los, wohlwissend, dass wir auf dem identischen Rückweg noch einmal die Chance haben hier zu sein. Durch dichte Wälder und durch Steinfelder führte uns der Weg zu einem letzten steilen Anstieg, der unsere Oberschenkel ordentlich zum Glühen brachte. Schon auf dem ganzen Weg vom Frances hierher begleitete uns rechter Hand der Blick die Rückseite der Türme des Torres. Links war ebenfalls alles bergig. Wir wanderten in einem riesigen Talkessel, dessen volle Schönheit wir als Belohnung für alle Anstrengung auf dem Britanico Lookout präsentiert bekamen.

Ein unbeschreibliches 360-Grad Bergpanorama empfing uns bei klarem Himmel und strahlender Sonne, welches wir andächtig genossen. Geflasht von all der Schönheit der Natur machten wir uns nach einer halben Stunde auf den Rückweg, auf dem wir natürlich wieder ein paar Minuten am Frances Lookout verbrachten.

 

Das Italiano Camp war leider nicht so schön, wie bei Paine Grande. Die WC´s unter aller Sau und leider kein Innenbereich indem wir kältegeschützt kochen konnten. So beließen wir es bei einer Katzenwäsche im eiskalten Bach, bei der mir Svea noch einen morschen Riesenast in den Rücken rammte und gingen nach dem Essen schnell in den Schlafsack.

Tag 3: Camp Italiano – Camp Frances – Camp Cuernos – Übernachtung im Camp Chileno

Unsere zweite Nacht im Zelt war etwas frischer, daher waren wir umso glücklicher, dass uns auch der dritte Tag mit Sonnenstrahlen empfing.  Wir packten schnell alles zusammen und machten uns auf den Halbstundenmarsch zum Camp Frances. Dort wollten wir frühstücken, in der Annahme, dort schönere Kochmöglichkeiten und bessere Toiletten als im Italiano vorzufinden.

 

Das Donnern des Frances Gletschers begleitete uns weiterhin. Am Frances angekommen, gab es zwar schöne WC´s und Duschen, aber auch keinen schönen Kochbereich. So machten wir es uns auf zwei dicken Steinen gemütlich und kochten Porridge. Im Minimarkt besorgten wir uns noch eine Packung Kekse, die neben weiteren Süßigkeiten und Kondomen (? 😊) das einzige Angebot darstellten.

Da wir sehr gut vorankamen, gönnten wir uns im Camp Cuernos (liegt auf dem Weg) einen Kaffee und einen leckeren Zitronenquark. Frisch gestärkt ging unsere Wanderung weiter. Wir hatten gelesen, dass viele diesen dritten Tag und die Landschaft nicht so spektakulär wie die anderen Tage finden. Wir empfanden das überhaupt nicht so.

 

Der Weg führte uns durch dichtes Gebüsch über Flüsse und Bäche immer an einem See entlang, welcher unheimlich schöne Panoramen bot. Ließen wir den Blick umherschweifen blickten wir in jeder Richtung auf steile Berghänge. Der Fels changierte von tiefschwarz zu blassgrau, oft garniert mit weißen Spitzen und Hängen voll Schnee.

Urplötzlich stand mitten auf dem Weg auch ein großer Rotfuchs vor uns. Fragt sich wer mehr überrascht war den Anderen zu sehen. Er blickte uns interessiert an, verschwand dann neben dem Weg im Gebüsch, um sofort wieder zurückzukehren und quasi auf Gerrits Füßen stehend nochmal nachzudenken was er wohl machen soll und wer wir sind, um schließlich unaufgeregt im Grün zu verschwinden. Auch diese Begegnung machte den dritten Tag wieder zu einem unvergesslichen Wandererlebnis.

Nach der Gabelung, die entweder zum Camp Central oder zu unserem gebuchten Camp Chileno führt, waren wir zum ersten Mal auf dem W-Trek kurz etwas orientierungslos. Laut Karte sollte der Weg nämlich rechts am kleinen See vorbeiführen, wir waren aber links davon. Egal dachten wir uns, umsonst wird hier kein Weg sein. Wenig später wurden wir bestätigt und wir sahen wieder erste Holzmarkierungspfeiler und irgendwann auch einen kleinen Wegweiser mit „Chileno“ Aufdruck. Der Weg dorthin wurde nun steiler und es ging fast nur noch bergauf. Nach einem langen Tag mit vollem Gepäck merkten wir unsere Beine deutlich und waren froh, als wir das Camp aus der Ferne sehen konnten.

 

Da wir den W-Trek erst relativ spät gebucht hatten, konnten wir im Chileno nur noch einen teuren 6-er Dorm (100 US-Dollar p.P.) buchen. Heute Abend waren wir aber extrem glücklich über diese Übernachtung. Wir genossen es, kein Zelt aufstellen zu müssen und zu wissen, dass wir heute Nacht viel Platz und eine warme Schlafgelegenheit haben würden.

 

Nach einer heißen Dusche machten wir uns einen Belohnungs-Wohlfühlabend bei einer leckeren Pizza, Bier und vom Camp selbstgebackenen Brot. Es war herrlich dort zu sitzen.

Tag 4: Camp Chileno – Base Torres – Türme und See Torres del Paine – Ende im Camp Central

Viele derjenigen, die im Chileno übernachteten wollen zum Sonnenaufgang zu den Türmen vom Torres del Paine. So auch die Vier aus unserem Zimmer. Um viertel vor zwei klingelte bei denen schon der Wecker.

 

Wir drehten uns noch einmal genüsslich um und schliefen weiter. Unser Wecker klingelte erst um fünf Uhr morgens, denn den Sonnenaufgang wollten wir nicht erleben. Der mögliche Anblick war es uns nicht wert, nicht auszuschlafen. Mehr als von der Sonne angestrahlt zu werden, würde da oben wohl eh nicht los sein. Und Berge in der Sonne konnten wir auch am frühen Morgen haben. Wir vertrauten einfach auf das Wetter der letzten Tage und Sonnenschein ohne Wolken auch nach Sonnenaufgang.

 

Somit ging es für uns sehr ausgeschlafen um kurz nach fünf los. Ein weiterer Vorteil war, dass wir den gesamten Weg bei Tageslicht genießen konnten. Kein herumtapsen und stolpern im Halbdunkel von Stirnlampen. Und wie wunderschön, wir waren den ganzen Weg bis nach oben komplett alleine auf weiter Flur. Die Leute aus dem Chileno waren schon alle oben und die Tagesgäste vom Central wohl noch gar nicht unterwegs. Der Wald war also unser. Vogelgezwitscher begleitet uns bei den Brückenüberquerungen und die ersten Sonnenstrahlen glitten durch die Bäume auf den Waldboden. Es war richtig idyllisch und ruhig. Der Weg war die erste Stunde super einfach zu gehen. Hauptsächlich ging es geradeaus oder in kleinen Etappen aufwärts. Wir waren sehr überrascht als wir nach knapp einer Stunde, anstatt der veranschlagten zweieinhalb am Aufstieg zum den Türmen von Torres del Paine standen.

 

Von hier aus folgte ein steiler Aufstieg über Felsbrocken und Wurzeln und im letzten Teil ein großes Geröllfeld. Nach der Baumgrenze wurde es merklich kühler und ein frischer Wind zog auf. 

Etwas außer Puste überstiegen wir eine letzte Kuppe und der Blick auf den See und die Türme wurde frei. Noch etwas in kleinen Nebelschwaden verhangen, thronten die drei zackigen Türme auf dem Berg. Ein wunderschöner Anblick, den wir komplett alleine vom Seeufer aus genossen. Natürlich machten auch wir ein paar obligatorische Fotos und hatten Glück, dass immer öfter die Sonne herauskam und die Wolken sich verzogen.

 

Aufgrund der Kälte hielten wir es nur eine halbe Stunde hier oben aus und machten uns danach an den Abstieg, den wir in einer guten Stunde erledigten. Zurück im Chileno genossen wir in der Sonne ein zweites Frühstück. 

 

Vorbei an den Horden der Tageswanderer ging es dann den restlichen Weg hinunter zum Central. Der W-Trek war für uns einfach nur ein Genuss. Natürlich spielte das Wetter auch besonders mit und wir durften jeden Tag im Sonnenschein verbringen. Die Landschaft rund um Berge und Seen war faszinierend schön. Jede einzelne Tagesetappe war es wert zu gehen, keiner der Tage war langweilig oder unspektakulär. 

Tipp 1: Hast Du einen Mietwagen, kannst Du ihn kostenfrei an der Laguna Armaga oder auch am Fähranleger bei Pudeto parken. Je nachdem wie Du deine Wanderung gestaltest.

 

Tipp 2: Wenn Du die Fähre nimmst, stelle Dich sofort an, wenn Du vor Ort bist. Wenn viele Menschen da sind, kann es sein, dass Du sonst eine Fährfahrt abwarten musst.

 

Tipp 3: In fast jedem Camp gibt es halbleere Gaskartuschen. Wenn Du Selbstversorger bist, schleppe also nicht zu viele Kartuschen mit. Eine kleine reicht absolut aus und Du kannst in den Camps wie gesagt welche nutzen.

 

Tipp 4: Fast alle Camps (bis auf Italiano) haben kleine Minishops in denen Du dich zur Not versorgen kannst. Natürlich nicht ganz günstig, aber gut für den Notfall.

 

Tipp 5: Habe Dein Tickets und Die Campbuchungen immer dabei. Es kann sein, dass Du kontrolliert wirst. Wir wurden es nicht, aber Freunde.

 

Tipp 6: Bringe nur eine Flasche Wasser mit. Überall im Park kannst Du bedenkenlos aus den Flüssen trinken.

 

Tipp 7: Im Camp Chileno darfst Du nicht kochen. Also maximal Tütensuppen mit dem zur Verfügung gestellten heißem Wasser oder im Restaurant essen.

 

Tipp 8: Alle Camps kannst Du im Internet buchen. Leider sind es bis zu drei verschiedene Gesellschaften, bei denen Du schauen musst, um alle Camps und Verfügbarkeiten zu prüfen.

 

Tipp 9: Wenn Du das „W“ vom Paine Grande aus startest, versuche dein letztes Camp in Chileno zu buchen und nicht im Central. So sparst Du dir einen großen Teil des Aufstiegs am nächsten Tag zum Torres und bist mit viel weniger Leuten auf dem Trek.

Vom Torres del Paine Nationalpark über die Grenze nach El Calafate zum Petito Moreno Gletscher

Vom W-Trek zurück im Auto entschieden wir uns noch kurz die Wasserfälle Salto Grande und Salto Chico abzufahren. Beide liegen von der Laguna Armaga nur eine Dreiviertelstunde entfernt und sind bequem mit dem Auto erreichbar. Zeit genug dafür hatten wir noch und dorthin wandern mussten wir zum Glück ja nicht.

 

Der Parkplatz vom Salto Grande liegt kurz nach dem Fähranleger von Pudeto. Von dort sind es nur ca. 8 Minuten Fußmarsch und wir standen am kleinen aber schönen Wasserfall. Glasklares türkisfarbenes Wasser stürzt 15 Meter in die Tiefe. Im Hintergrund ragten die Bergipfel auf und schafften ein wunderbares Gesamtbild mit dem Wasserfall und den saftgrünen Wiesen auf denen teilweise Guanacos weideten.

 

Danach ging es noch 5km weiter zum Salto Chico. Der Parkplatz war gar nicht so einfach zu finden, da er überhaupt nicht ausgeschildert ist. Schließlich probierten wir es einfach auf einem Parkplatz auf dem viele Kleinbusse des Explora Hotels standen und lagen richtig. Dieses Hotel liegt nämlich genau an den kleinen Fällen.

Zu den Fällen selbst schafften wir es allerdings gar nicht, da ein kleines Gürteltier unseren Weg kreuzte und wir es neugierig über eine halbe Stunde beobachteten. Danach hatten wir keine Zeit und Lust mehr auf die Fälle und fuhren weiter Richtung zum Grenzposten in Cerro Castillo.

 

Dort und auch beim Grenzposten auf der argentinischen Seite waren wir von der schnellen Prozedur sehr überrascht. Wir hatten so viel gehört und gelesen, dass die Autos minutiös auf Frischfleisch und Obst kontrolliert werden und saftige Strafen drohen. Bei uns Pustekuchen. Bei beiden Grenzposten verbrachten wir maximal 3 Minuten. Stempel in die Pässe, Stempel auf das Permiso Argentino und schon waren wir von durch.

Aufgrund der gewonnen Zeit, der guten Straßenverhältnisse (wir haben den kleinen Umweg über die Teerstraße über Esperanza genommen) und der langen Tage entschieden wir uns kurzerhand komplett bis El Calafate durchzufahren.

Zwar kamen wir dort erst am späten Abend etwas müde an, fanden aber schnell einen passenden und recht günstigen Campingplatz und hatten somit den ganzen nächsten Tag zur Verfügung.

 

Über Nacht fing leider starker Regen an, der sich den ganzen Tag kaum abstellte. Uns war es bis auf die Morgenkälte im Zelt relativ egal, da wir diesen Tag eh nur entspannen wollten. Also saßen wir im Café, schrieben an Berichten und trafen Svenja von unserem Uyuni-Trip wieder. Ein sehr erholsamer Ruhetag.

Tipp 1: Bargeld abzuheben ist in Argentinien echt schweineteuer. Alle Banken erheben zwischen 7-8 € Gebühren, egal wie viel Du abhebst. Die Obergrenze sind 4000 ARG, also gerade einmal knapp 60 €. Versuche also so viel wie möglich mit Karte zu zahlen. Nur wenige Geschäfte nehmen zwischen 5-10% Gebühren für Kartenzahlung.

 

Tipp 2: Ein gutes Café ist das Olivia.

Petito Moreno Gletscher

Am zweiten Tag in El Calafate luden wir morgens gegen acht Uhr Svenja in unser Auto und fuhren zum Petito Moreno Gletscher.

 

Die Fahrt mit dem eigenen Auto ging erstaunlich schnell, denn schon nach weniger als einer Stunde kamen wir am Parkeingang an. Für die Tickets mussten wir noch nicht einmal aussteigen, da die Kassiererin ans Auto kam.

Vom Eingang zum Park waren es nochmal locker 10km und wir fuhren an allen Aussichtspunkten vorbei, da dort überall schon Busse und Autos standen. Wir wollten direkt zum Gletscher und waren froh, dass viele Menschen anscheinend zuerst die Aussichtspunkte abklapperten.

 

Der Parkplatz vom Gletscher war schon gut gefüllt. Wir waren schon sehr gespannt als wir ausstiegen, da wir auf der Anfahrt schon die ersten Blicke auf dieses Eismonster werfen konnten. Bis zum Horizont nur Eis und kein Ende in Sichtweite. Das Wetter spielte auch mit, mal wieder lachte Sonne vom Himmel.

Es gibt vier verschiedene Routen über die Metallstege, um den Gletscher aus verschiedenen Perspektiven zu bestaunen. Wir machten uns zuerst auf zum ersten Balkon. Immer näher kamen wir der Eisfront. Als unser Blick dann frei auf den Gletscher fiel waren wir restlos begeistert. Steil ragte das Eis mit seinen zackigen Spitzen und tiefen Zwischentälern bis zu 70m hoch aus dem Wasser.

 

Das Eis schimmerte in einer changierenden Mischung aus strahlenden Weiß und tiefen Blau. Jetzt wissen wir, warum das Eisblau heißt. Immer wieder knackte die Masse laut, teilweise begleitet von einem tiefen donnerartigen Klang stürzten große und kleine Eisbrocken ins Wasser.

 

Unsere Blicke klebten die ganze Zeit auf dem Petito Moreno, während wir die verschiedenen Wege und Aussichtspunkte erkundeten. Dabei wechselten wir mehrmals die Höhe und konnten den Gletscher somit aus verschiedenen Perspektiven bewundern, was sehr toll war. Bei den Aussichtsplattformen waren jeweils Schautafeln mit interessanten Informationen zum Gletscher angebracht.

Tipp 1: Eine Bootstour kannst Du Dir unserer Meinung nach sparen. Die Boote dürfen auch nur bis max. 300m an den Gletscher fahren. Auf den Wegen bist Du teilweise sogar näher dran. Alleine wenn Dich die Perspektive von ganz unten reizt, dann machen.

 

Tipp 2: Für den Besuch reichen locker 2 Stunden. Da hast Du genug Zeit, alle Wege gemütlich abzugehen.

 

Tipp 3: Wenn Du morgens hinfährst, bist Du eher alleine da und meidest die ganzen Bustourigruppen.

Im Wanderparadies El Chalten (Cerro Torre / Reiten und Fitz Roy)

Unser nächstes Ziel war das kleine Dorf El Chalten, welches uns mit extremen Sonnenschein empfing. Aber nicht nur deswegen haben wir dieses kleine Dorf irgendwie ins Herz geschlossen. Es ist irgendwie pitoresk und versetzte uns in Winterstimmung. Überall zwischen den kleinen bunten Holzhäusern gibt es Wiesenflächen.

Die Menschen sitzen auf den Terrassen der Restaurants und genossen dick eingepackt die wärmenden Strahlen der Sonne. Irgendwie wie eine Szenerie aus einem Skigebiet.

 

Dieser relaxten Stimmung schlossen wir uns an unserem ersten Nachmittag gerne an und verbrachten die Zeit mit Kaffee, quatschen und Sonne.

Wanderung zum Cerro Torre

Am zweiten Tag war es zunächst entgegen der Wetterberichte noch trocken. Daher machten wir uns auf den 9km langen Wanderweg zur Lagune Torre. Irgendwie wollte der Funke aber heute nicht überspringen.

 

Die Landschaft war schon schön, aber nicht so beeindruckend wie auf unserem W-Trek. Zudem war es sehr voll. Immer wieder mussten wir größere Gruppen und ältere Menschen überholen, was mit der Zeit nervig war. Der Weg führte zunächst gute 600m einen Hang hinauf. Danach gingen wir mehrere Kilometer zwischen mannshohen Buschlandschaften, lichten Laubwäldern und am Fluss entlang.

 

Der letzte Kilometer ging durch ein Geröllfeld wieder leicht hoch zur Lagune. Im Wasser schwammen einige große und kleine Eisberge, welche wohl vom Gletscher abgebrochen waren. Im Hintergrund verschwand der Cerro Torre in einer Wand aus Nebel und Wolken.

 

Auf dem Rückweg hatten wir leider die ganze Zeit Regen und kamen etwas durchnässt im Hostel an und genossen eine heiße Dusche.

Reiten mit Blick auf den Fitz Roy

Am nächsten Tag sollte uns das Wetter wieder mehrzugetan sein. Das war auch gut so, denn wir hatten zusammen mit Carmen und Patrick, unseren Schweizer Weltreisefreunden einen Ausritt geplant.

 

Entspannt um 09:00 Uhr brachte uns der Minibus mit 9 weiteren Personen zur 12km entfernten Bonanza Ranch. Über eine schaukelnde Hängebrücke ging es ins grüne Tierparadies. Auf unendlich wirkenden Weiden, die nur von Bächen unterbrochen waren, schauten uns etliche Pferde schon neugierig an. Ein paar Hunde begrüßten uns schwanzwedelnd und machten den idyllischen Eindruck perfekt.

 

Nachdem wir unsere bereits gesattelten Pferde bestiegen hatten, ging es auch schon los in die Natur. Wir ritten in einer Ebene zwischen den Berghängen. Sanfte Wiesen ließen die Hufe weich aufkommen und ab und zu ging es durch lichte Wälder kleine Hügel hinauf. Einige Schafherden kreuzten unseren Weg und ab und an huschten Hasen durch das Gebüsch.

 

Unsere Pferde wirkten sehr gut gepflegt und wir durften auch immer mal wieder aus der Reihe ausscheren und unseren eigenen Weg suchen. Wenn es das Gelände zuließ, trabten wir auch zwischendurch mal kurz an. 

Nach ca. der Hälfte des Weges und einem weiteren kurzen Anstieg eröffnete sich uns ein herrlicher Panoramablick auf den Fitz Roy. Im Sonnenschein, nur gesäumt von ein paar Wölkchen konnten wir ihn bewundern, bevor wir kurze Zeit später eine kurze Rast einlegten und Kaffee und Plätzchen gereicht bekamen.

 

Frisch gestärkt machten wir uns auf die zweite Hälfte unseres Ausrittes. Auch hier konnten wir uns an der Natur nicht satt sehen. Wie aus dem Bilderbuch war das ganze Szenario. Es fehlte nur noch, dass irgendwer sagte „Gute Nacht John Boy“.

Wanderung zum Fitz Roy

Ein Highlight hatten wir uns für unseren letzten vollen Tag in El Chalten vorbehalten, die Wanderung zum Fitz Roy, einem 3400 Meter hohen Granitberg.

Bei bestem Wetter machten wir uns morgens auf den Weg zum Ortsausgang, da dort der 9km lange Wanderweg zum Fitz Roy beginnt. Der Parkplatz war noch nicht gut gefüllt, was auf weniger Menschen auf dem Trail selbst schließen ließ.

Direkt zu Beginn geht der Weg ein paar hundert Meter bergauf. Wir waren etwas überrascht, dass es direkt so losgeht und somit etwas angestrengt. Der erste Aussichtspunkt ließ die Anstrengungen aber direkt vergessen. Unser Blick schweifte über das ausladende Tal, welches wir gestern noch durchritten hatten. Die blauen Flüsse durchschneiden die grünen Wiesen und malen ein buntes Bild auf den Boden.

 

Vorbei an diesem Tal führt der Weg weiter den Hang hinauf, bevor er langsam aber stetig im Wald verschwindet. Ein wenig kamen heimische Gefühle auf, da bis auf die vielen toten Bäume auf dem Boden, dieser Wald doch sehr an zu Hause erinnert.

Jetzt wechselten sich einige Kilometer lang Wald und lichtere mannshohe Gebüschpassagen ab. Zwischendurch mussten wir den schmalen Pfad hin und wieder verlassen, um tiefen Matsch auszuweichen und schlugen uns einige Meter durch das Unterholz. Das machte den Weg aber eigentlich noch schöner und abwechslungsreicher. Bei vorherigem langen Regen kann das aber sicher bei einigen Stellen spannend werden, sauberen und trockenen Fußes durchzukommen.

 

Als sich plötzlich der Wald öffnete und wir einen ersten Blick auf das Fitz Roy Massiv erblicken konnten, waren wir dem Trail komplett verfallen. Umgeben von der tollen Natur auf diesen imposanten und markant geformten Berg zu schauen ist schon etwas einmaliges.

 

Das Tollste ist, dass sich dieser Blick immer öfter wiederholt. Ab dieser ersten Stelle, ca. bei Kilometer 4, begleitete uns der Fitz Roy auf den restlichen Kilometern. Es war wunderbar zu beobachten, wie sich bei jedem weiteren Panoramaausblick der Fitz Roy größer und majestätischer am blauen Himmel abzeichnete.

Bevor wir den Anblick ganz nah genießen durften, wartete allerdings noch Kilometer 9 auf uns. Wir wussten, dass dieser letzte Kilometer anstrengend sein soll, dass dies aber wirklich nicht untertrieben war, ahnten wir nicht. Vom ersten Meter an, geht es ohne Unterbrechung wirklich nur bergauf. Steile Stufen über loses Geröll machen die Steigung auch nicht unbedingt einfacher. Knappe 45 Minuten verlangte uns Kilometer 9 körperlich vieles ab, belohnte oben angekommen aber auch wieder für diese kleine Tortur.

 

Die Bergzipfel sahen wir schon den kompletten Aufstieg hindurch, ganz oben öffnete sich der Blick auf das gesamte Bergmassiv, zu dessen Fuße die gefrorene und zugeschneite Laguna Fitz Roy im weißen Kleid präsentierte. Krass wie schnell es wieder windig und kalt wurde. Also wieder Pulli und Jacken an um den Blick mehr als ein paar Minuten zu genießen.

Über den tollen Blick vergaßen wir natürlich nicht, uns noch ein paar Meter links einen weiteren großen Steinberg hinauf zu kämpfen. Denn wir wussten, dass hier oben der Blick auf eine weitere Lagune möglich ist. Diese zweite Lagune liegt etwas tiefer und ist daher nicht mehr zugefroren. 

Eisblaues Wasser lag tief zu unseren Füßen und bildet zusammen mit der Eislagune und dem Fitz Roy ein unbeschreibliches Panorama. Hier genossen wir windgeschützt zwischen ein paar Felsen ein Pausenbrot.

 

Der Abstieg war fast noch anstrengender als der Aufstieg. Durch die fortgeschrittene Zeit waren jetzt viel mehr Menschen unterwegs und wir mussten immer wieder anhalten und warten. Überholen ist auf dem schmalen Pfad nämlich kaum möglich. Zudem setzten die großen Stufen unseren Knien etwas zu.

Der restliche Rückweg war trotz einsetzender Ermüdung aber dennoch ein Genuss. Immer wieder schauten wir uns nach dem Berg um und genossen die Zeit in der Natur.

 

Glücklich und erschöpft genossen wir nach der knapp 6-stündigen Wanderung ein kühles Bier bei strahlendem Sonnenschein auf einer der Terrassen im Dorf. 

Tipp 1: Die Bargeldversorgung in El Chalten ist quasi bei Null. Der einzige ATM wollte in unserer Zeit vor Ort max. 500 ARG ausgeben + 380 ARG Gebühr, ein Witz. Viele Einrichtungen nehmen leider 10% Gebühr, stelle dich daher auf Mehrausgaben ein und/oder bringe einiges an Bargeld aus anderen Orten mit.

 

Tipp 2: Der Campinplatz „Alberque del Lago“ am Ortseingang ist windgeschützt, hat warme Duschen und einen großen Gemeinschaftsbereich inkl. Küche im (Lau-)Warmen. Kosten Zelten 400 ARG p.P. / keine Zusatzgebühr für ein Auto (Stand Nov. 2019). Leider ist es am Wochenende durch eine benachbarte Bar die ganze Nacht extrem laut. Ansonsten ok.

Für nur 200 ARG mehr (für das Auto) kannst Du auf dem noch viel moderneren und besseren Campingplatz „El Relincho“ (an der Hauptstraße Richtung Ortsausgang) übernachten. Hier ist es allerdings nicht ganz so windgeschützt, dafür schön am Fluss.

 

Tipp 3: Café „Malbec“ hat lecker Süßwaren / Kaffee ist so LaLa oder „La wafleria“ (die ist allerdings ohne WiFi) lecker Waffeln und guter Kaffee. Im „Domo Blanco“ gibt es wahnsinnig gutes Eis.

 

Tipp 4: Der Trek zur Laguna Torre ist zwar 9km lang, aber extrem einfach zu gehen. Wir empfehlen diesen nur, wenn Du vor Ort viel Zeit hast. Es ist ein netter Waldwanderweg, oben hat man einen schönen Blick auf die Lagune und den Berg (natürlich nur bei gutem Wetter), mehr aber auch nicht. Zudem auch viele ältere Leute unterwegs, wo es immer mal wieder nervt diese zu überholen.

 

Tipp 5: Wenn Du reiten magst, können wir dir die Bonanza Farm sehr empfehlen. Ein wunderschöner Ausritt in toller Natur und die Pferde haben es dort augenscheinlich sehr gut. Zu buchen z.B. am Campingplatz „El Relincho“

 

Tipp 6: Der Wanderweg zum Fitz Roy ist fantastisch. Der Hin- und Rückweg sind identisch, fanden wir aber überhaupt nicht schlimm, da der Weg so viel zu bieten hat. Möchtest Du Abwechslung, kannst Du dich mit einem Shuttle (Taxi oder Shuttle vom Campingplatz „El Relincho“) zur „Hosteria El Pilar“ bringen lassen. Von dort gibt es für eine Teilstrecke einen alternativen Weg zum Fitz Roy. Zurück gehst Du dann den Weg direkt nach „El Chalten“.

 

Tipp 7: Beim Fitz Roy oben angekommen nicht vergessen, linker Hand den weiteren Steinhang hinauf zu steigen. Dort kannst Du eine zweite Lagune, welche nicht zugefroren ist, bestaunen.

 

Tipp 8: Die einzige Tanke am Ortseingang von El Chalten nimmt nur Bargeld an!

Die Fahrt nach Puerto Rio Tranquilo

Von El Chalten hieß es für uns einmal quer durch die Pampa, um bei Chile Chico wieder die Grenze nach Chile zu überqueren. Zum Glück konnten wir uns vorher noch mit ausreichend Bargeld eindecken, denn auf den knapp 700km gibt es zwar 3-4 Tankstellen, die meisten davon nehmen aber nur Bargeld, so unsere Infos.

 

Und so kam es auch. Bei der ersten Gelegenheit füllten wir den Tank, obwohl nur ¼ leer war wieder auf. Die kleine Tanke nahm nur Bares und hatte nur noch wenig Benzin zu vergeben. 20 Liter wären das Maximum gewesen, was wir bekommen hätten.  

 

Viel Weiteres gibt es über die Strecke nicht zu erzählen. Die Landschaft der Pampa ist zwar hübsch, aber extrem eintönig. Hunderte von Kilometern topfebene Fläche mit wenig Bewuchs, dafür vielen Guanacos. Oft bleiben diese Tiere beim Versuch, die Zäune zu überspringen im Draht hängen und verenden elendig dort. Ihre Skelette hängen überall über den Zäunen.

 

Beim nächsten Tankstopp in Perito Moreno konnten wir wieder mit Karte zahlen. Da es schon spät und wir mindestens 7 Stunden Fahrt hinter uns hatten, überlegten wir uns doch schon vor Chile Chico, unserem eigentlichen Ziel für heute zu übernachten.

Über die App iOverlander machten wir den Nationalpark La Ascencion nahe der Grenze ausfindig, an dem wir umsonst campen konnten. Dort angekommen waren wir von der Freundlichkeit der Ranger begeistert. Alles wurde uns gut erklärt und wir durften umsonst zelten. Der Platz liegt direkt am Lago Buenos Aires, einem riesigen See, der eher an das Meer erinnert. Es gab Sitzbänke und ein wenig Windschutz für unser Zelt – perfekt also. Wir schlenderten noch ein wenig am Seeufer entlang und gingen einen der beiden Dünenpfade. Dort fanden wir direkt neben unseren Füßen ein kleines Häschen.

Nach einer ruhigen Nacht erreichten wir die Grenze zu Chile schnell. Diese Grenzüberquerung dauerte länger, da zuerst auf irgendwelche Zöllner gewartet werden musste, die die Autos kontrollieren. Die waren wohl noch Mittagsessen besorgen und hatten keine Eile. Der reine Stempelprozess ging wieder schnell. Diesmal kontrollierten sogar beide Länder unser Auto nach Lebensmitteln.

In Chile Chico hielten wir uns nicht lang auf, nur ein paar neue frische Lebensmittel füllten wir auf und machten uns auf die Fahrt nach Puerto Rio Tranquilo.

Bei dem Blick auf maps war klar, dass die Straße wohl nicht die Beste sein würde. Warum sollten wir sonst über drei Stunden für 160km benötigen. Bei der Ortsdurchfahrt bestätigte sich diese Vermutung auch direkt. Eine Schotterstraße, nicht im besten Zustand empfing uns.

 

Schon nach wenigen Kilometern war aber klar, dass die lange Zeit nicht schlimm sein würde, denn die Landschaft rund um diese Straße können wir mit fantastisch bezeichnen. Die Straße schlängelt sich in einem auf und ab eng an den Felsen vorbei, die zumeist steil hinab zu den vielen Seen abfallen. Eng wird es manchmal, was in der Hauptsaison wohl mit viel Gegenverkehr anstrengend wird. Jetzt bei uns in der Nebensaison ging es aber.

 

Immer wieder hielten wir an Aussichtspunkten oder mitten auf der Straße an, um die Natur zu genießen. Eine wundervolle Panoramastraße. 

Puerto Tranquilo machte seinem Namen alle Ehre. Ein verschlafenes kleines Nest, ausgelegt fast nur auf Tourismus. Dennoch mit einem gewissen Charme. Wir suchten uns einen Campingplatz und gingen zu Anbietern am Hafen um unsere Touren für die nächsten zwei Tage fix zu machen. Im Dorf musste Gerrit während unserer ganzen Zeit hier immer mehr Zeit einplanen, da viele süße Hunde ihre Streicheleinheit einforderten. Einmal lief uns sogar ein kleiner Schafsbock vor die Füße und Svea mussten diesen wieder über den Zaun in sein Gehege heben. 

Gletschertour auf dem Gletscher Exploradores

Wir wollten immer schon einmal einen Gletscher begehen. Alleine auf massivem Eis zu stehen hatte für uns etwas Faszinierendes. So war es dann am ersten Tag endlich soweit.

 

Zum Gletscher war es eine gute Stunde Fahrt im Minibus. Wir waren in einer Kleingruppe von 9 Personen und 2 Guides. Am Parkeingang bekamen wir unsere Ausrüstung überreicht und mussten auch direkt den Helm tragen. Pflichtelement auf der ganzen Tour.

 

Zunächst ging es eine gute Stunde lang durch dichten Wald und über ein großes Geröllfeld. Dann erreichten wir die Gletscherzunge. Wir waren überrascht, dass wir hier bereits auf Eis stehen. Denn nichts deutete darauf hin. Eine Steinwüste lag vor uns. Erst bei genauerem Hinsehen konnten wir unter den Steinen dunkles Eis, durchzogen von Steinen und Dreck erkennen. Wahnsinn, was der Gletscher für eine Kraft hat, dass alles zu bewegen.

 

Erst in der Ferne konnten wir das typische Weiß des Eises erkennen, noch weiter entfernt die massiven Eisfelder des Gletschers zu Fußes eines großen Bergmassivs.

Nach einer halben Stunde Marsch auf dem Gletscher wurde das Gestein immer weniger und das Eis kam mehr zum Vorschein. Zuerst war es durchsichtig matt, auch „black ice“ genannt, dann blau glänzend. 

Es war Zeit die Eiskrampen unter unsere Schuhe zu schnallen. Zum ersten Mal trugen wir solche Hilfsmittel. Schnell gewöhnten wir uns aber an das ungewohnte Gefühl. Auf dem jetzt blanken Eis wären wir ohne auch nicht weit gekommen.

Eine weitere Viertelstunde später erreichten wir die ersten kleineren Eishöhlen. Das Schmelzwasser und die Sonne haben im Gletscher immer wieder Löcher geschaffen. Einige davon sind zu Höhlen oder Brückenbögen geformt. In diesen kleinen Höhlen waren wir vom Antlitz des Eises begeistert. Wir kamen uns vor wie in einem Bienenstock, da die Wände Wabenförmig aussahen. Zudem war hier drin alles noch glänzender als auf dem Gletscher. Das Eis blank vom Schmelzprozess, ein richtiges eisiges Märchenschloss.

 

Zurück auf dem Gletscherrücken marschierten wir noch lange bis zu einem erhöhten Punkt, von dem wir das komplette Eisfeld, zumindest bis zum Horizont und die umschließenden Berge sehen konnten. Hier genossen wir einen kleinen Snack bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Das Highlight wartete schon. Wir gingen in eine Eishöhle, die viel größer war als die erste und auch noch besser erhalten. Zwei riesige Ein- und Ausgänge führten ein paar Meter tief ins Eis. Der Gang führte ca. 20 Meter tief ins Eis. Dann konnten wir nicht weiter, theoretisch wären noch ein paar Meter mehr möglich, aber es wurde eng, dunkel und sicher zu gefährlich. Schließlich bewegt sich der Gletscher, wenn auch langsam immer.

 

Diese Höhle war fantastisch. Wir konnten uns gar nicht lösen, so toll fanden wir es. Lange warteten wir bis die anderen gegangen waren, um dieses Naturschauspiel ein wenig alleine genießen zu können. Und so sind die Fotos auch besser 😊.

Auf dem Rückweg zeigte uns der Guide noch die erschreckende Seite der Natur. An einer Stelle lagen Plastikstangen auf dem Gletscher. Diese steckten im Mai dieses Jahres noch im Eis. Sage und schreibe knapp 10 Meter Dicke hat der Gletscher in dieser kurzen Zeit verloren. Vermutlich wird er in 10 Jahren gar nicht mehr existieren.

 

Mit einer Mischung aus Faszination und Nachdenklichkeit saßen wir dann auf unseren Sitzen im Bus zurück nach Puerto Rio Tranquillo.

Mamorhöhlen oder Cuevas de marmol

Unseren letzten Vormittag widmeten wir einer neuen sportlichen Herausforderung inkl. Besichtigung. Wir schauten uns die berühmten Marmorhöhlen auf dem See an. Nicht bequem per kleinem Speedboot, sondern gemütlich per Kajak.

 

Da wir so ein Sportgerät noch nie bedient hatten, waren die ersten Minuten etwas ungewohnt. Der Doppelkajak reagierte sehr träge auf unsere Ruder- und Wendebemühungen. Irgendwann hatten wir es aber raus und dann machte es auch richtig Spaß.

 

Glücklicherweise war es auch windstill und somit der Wellengang auf dem riesigen See nicht hoch.

 

Wir mussten nur ein paar Minuten vom Strand zu den Höhlen paddeln. Da wir morgens losfuhren, war auch zum Glück sehr wenig los. Nur ein paar andere Kajakfahrer und zwei kleine Boote waren ebenfalls dort. Es war also alles für eine schöne Besichtigung bereitet.

Mit den Höhlen selbst mussten wir zunächst warm werden. Wir hatten es uns etwas spektakulärer vorgestellt, bei all den Hochglanzbildern die wir vorab gesehen hatten. Erst als wir das erste Mal ganz nah an die Felsen fahren durften, sahen wir den Marmor deutlich. Ab diesem Zeitpunkt war dann auch unsere Begeisterung für die Höhlen mehr entfacht.

 

Zunächst besuchten wir die „Kathedrale“, einen großen Felsen, der für uns eher nach einem Pilz aussieht. Richtung und unter der Wasseroberfläche leuchtet der Marmor weiß, mit nur wenigen dunkleren Einschlüssen. Weiter oben wird er dann immer dunkler, um schließlich in graues normales Gestein überzugehen. Schon wahnsinnig interessant, wie die Natur es schafft, Marmor zu erschaffen.

 

Genau nebenan, gibt es dann einen größeren Höhlenverbund. Durch einen großen Durchgang durften wir sogar mit dem Kanu fahren. Innendrin, umgeben vom Marmorgestein war es toll.

 

Vorbei an den Haupthöhlen, die man nur von außen sehen darf, paddelten wir dann wieder zum Strand. 

Tipp 1: El Chalten auf jeden Fall vollgetankt verlassen und Bargeld mitnehmen. Die kleinen Tankstellen nehmen nur Bares und haben manchmal auch kein Benzin mehr oder geben nur bestimmte Litermengen ab.

 

Tipp 2: Sicher Benzin bekommst Du (auch mit Kartenzahlung) in Chile Chico, Los Antiguos, Gobernador Gregores, Tres Lagos und Perito Moreno. Weitere kleine Tanken, mit nicht immer sicherer Benzinversorgung + Bargeld gibt es in den Ortschaften Bajo Caracoles, Lago Posadas.

 

Tipp 3: In Argentinien gibt es viele Nationalparks, in denen der Besuch kostenfrei ist. Oft kannst Du in den Parks sogar umsonst campen. Beachte die Öffnungszeiten – oft sind die Parks ab 20:00 Uhr oder früher geschlossen.

 

Tipp 4: In Puerto Rio Tranquillo gibt es keinen ATM. Auch wenn Du fast alles mit Karte zahlen kannst, habe etwas Bargeld dabei. Manche Campingplätze haben keine Kartenzahlung.

 

Tipp 5: Die Gletschertour auf dem Exploradores empfehlen wir wärmstens. Unser Anbieter war Valle Leones. Super Beratung und auch die Guides und die Tour waren super. War die beste und professionellste Beratung bei uns. Preis bei allen gleich gewesen (80.000 CLP p.P.).

 

Tipp 6: Die Marmorhöhlen kannst Du günstig mit dem Boot (10.000 CLP p.P.) besuchen oder etwas sportlicher mit dem Kajak (32.000 – 40.000 CLP p.P. / handeln 😊). Wir haben die Tour bei Andes gemacht.

 

Tipp 7: Fast alle Anbieter findest Du unten am Seeufer in kleinen Holzhütten. Alle nebeneinander.

 

Tipp 8: Unser Campingplatz war Bellavista (5.000 CLP p.P./Nacht). Wir waren sehr zufrieden. Ruhig – Grasfläche und Windgeschützt – gute Sanitäranlagen – heiße Duschen – gute Innenbereiche/Küche – WiFi so Lala – kostenfreier Parkplatz

 

Tipp 9: Richtige Cafés gibt es in Puerto Rio Tranquillo nicht so wirklich. Aber im Los Pinios kannst Du leckeren Kuchen und passablen Kaffee bekommen.

Rückweg nach Punta Arenas über Argentinien

Nach zwei erlebnisreichen Tagen in Puerto Rio Tranquilo hieß es auch schon wieder Abschied nehmen. So langsam und sicher sogar von komplett Patagonien, denn wir hatten nur noch ein paar Tage, dann mussten wir wieder in Punta Arenas sein.

 

Um uns nicht zu hetzen, übernachteten wir wieder auf dem kostenfreien Campingplatz Portal La Ascension (Argentinien). Der Grenzübertritt diesmal war komplett ohne Kontrolle des Autos. Beide Länder hatten anscheinend heute keine Lust darauf. Abends sahen wir noch ein paar Gürteltiere über unsere Campingwiese zotteln.

Cuevas de las manos

Da wir genug Tage Fahrt geplant hatten, machten wir noch Halt bei den Cuevas de las manos. Wir fuhren am Nationalparkeingang Portal Canadon Pinturas ein. Nach 20km guter Schotterpiste parkten wir oben am Canyon, um den kurzen Wanderweg auf die andere Seite des Canyons in Angriff zu nehmen.

 

Man kann auch, bei einer anderen Einfahrt direkt bis an die Höhlen fahren, aber diesen kleinen Wanderweg hatte uns die nette Dame der Touristeninformation empfohlen.

 

Und die Empfehlung war echt gut. Auf der Fahrt durch die karge Pampaslandschaft hätten wir einen solchen Anblick nicht erwartet. Wir befanden uns auf dem Plateau eines großen Canyons. Unser Blick fiel auf die gegenüberliegende Seite und wir konnten die Höhlen bereits sehen. Unter uns eröffnete sich ein grünes Tal, durch das sich ein kleiner Fluss schlängelte und Wildpferde grasten. Was für eine Idylle. 

 

Zunächst mussten wir unsere Seite des Canyons herabgehen, dann das grüne Tal durchqueren um auf der anderen Seite wieder zu den Höhlen aufzusteigen. Ein kleiner gut ausgeschilderter Weg wies uns die Richtung. Innerhalb von einer halben Stunde waren wir schon auf der anderen Seite beim Höhleneingang.

 

Dort mussten wir auf die nächste Führung warten, denn Einlass zu den Höhlen gibt es nur mit Guide. Der war zum Glück im Preis von 400ARG p.P. schon enthalten. 

 

Zu den Höhlen gingen wir dann am Felsrand entlang und hatten die ganze Zeit einen tollen Blick auf den Canyon und die Umgebung. Die ersten Höhlen und Felszeichnungen erreichten wir nach 10 Minuten Fußmarsch. Wir hatten ja schon viele Felsmalereien in anderen Ländern gesehen, aber diese hier waren einfacher, aber nicht minder beeindruckend.

Die Zeichnungen der Ureinwohner bestehend überwiegend aus Händen. Mit verschiedenen Farben wurde die Umrisse der Hände auf den Felsen geblasen. Toll, diese Farbvielfalt und hunderte von Händen auf den Felsen zu sehen. Fast so, als ob im Kindergarten eine Window Color Party stattgefunden hat.

 

Ein paar Zeichnungen gibt es auch. Diese stellen verschiedene Jagdszenen dar. Da es keine Überlieferungen dieser Ureinwohner gibt, sind fast alle Zeichnungen und deren Bedeutung der Spekulation unterlegen.

 

Das tat unserer Begeisterung für das bunte Schauspiel aber keinen Abbruch. 

 

Auf einer Aussichtsplattform in den Canyon endete die Tour vorbei an mehreren Höhlen. Schnell machten wir uns auf den Rückweg, da noch ein paar hundert Kilometer Fahrstrecke vor uns lagen.

Nationalpark Monte Leon

Von den Höhlen fuhren wir dann schließlich nur noch bis zum Ort Gobernador Gregores. Dort konnten wir auftanken und mit Karte zahlen. Im Ort selbst, auf dem kleinen Campingplatz Nuestra Senora del Valle, fanden wir eine gute und günstige Gelegenheit zum Übernachten und Duschen.

 

Wir entschieden uns von hier aus über die Ostküste von Argentinien zurück nach Punta Arenas zu fahren. Der Weg zurück über El Calafate wäre länger gewesen und auf der Ostküstenseite sind zudem alle Straßenabschnitte geteert. Und wir hatten noch genug Zeit, um den erst neu geschaffenen Nationalpark Monte Leon zu besuchen. Diesen gibt es erst seit einem guten Jahrzehnt, vieles befindet sich noch im Aufbau, aber es gibt die Chance auf Pumas. Und von September bis März ist hier eine der größten Pinguinkolonien des Kontinents zu finden. Bis zu 75.000 Pinguinpaare nisten dann hier.

 

Am Eingang erfuhren wir sogar, dass bei den Pinguinen Ende November die Jungen schlüpfen. Wir würden also Nachwuchs zu Gesicht bekommen – jippie.

Zunächst fuhren wir 20km bis zum letzten Parkplatz, denn von dort konnten wir an den Strand gehen und die Felsformationen beobachten. Da jetzt noch Ebbe war, kommen die Formen besser zur Geltung. Sagenhafte 14 Meter unterschied kann der Wasserspiegel bei den Gezeiten betragen, dass fanden wir richtig heftig.

 

Am Strand blies uns ein starker Wind entgegen, sodass wir nur kurz blieben. Auf einen langen Spaziergang hatten wir nach den ganzen Wanderungen eh keine Lust. Also ging es zügig zum Startpunkt des Wanderweges zu den Pinguinen.

 

Die 5,5 km brachten wir schnell hinter uns, da es auf dem Weg selbst nicht viel zu sehen gibt. Wir hielten zwar immer Ausschau nach Pumas, aber während der Mittagszeit hält sich die Möglichkeit einer Sichtung natürlich ganz gering. Abends ist es sicherlich besser, da die Pumas hier auf die Jagd nach Pinguinen gehen.

 

Auf den letzten 500 Metern des Weges fing der Trubel dann schon an. Wir waren überrascht, wie weit weg vom Strand und Wasser die Pinguine sich schon aufhalten. Rings um uns herum in der Dünenlandschaft verteilt sahen wir überall die schwarz-weißen Frackträger im Sand und unter Sträuchern sitzen. Einige tote Exemplare säumten den Weg, die Pumas sind also erfolgreich.

 

Knapp vor der Steilküste sahen wir dann unsere ersten Jungtiere. Direkt am Weg in einem Dornenstrauch saß die Mama mit zwei wuscheligen mausgrauen Jungtieren. Beide waren gerade einmal 15cm groß – total süß. Auf dem Weg zum Aussichtshäuschen an der Steilküste und direkt unter deren Bodenplanken sahen wir weitere Jungtiere, die sich im Schutz des Federkleides ihrer Eltern vor dem heftigen Wind versteckten. Sogar ein brütendes Paar mit einem Ei konnten wir entdecken.

 

Eine gute halbe Stunde verbrachten wir, den Dudes und ihrem Nachwuchs zuzusehen, dann ging es wieder zum Auto und weiter Richtung chilenischer Grenze.

 

Die Grenze überquerten wir noch, ehe wir kurz dahinter in einer Bushaltestelle/Refugio unser Nachtlager aufschlugen, um am nächsten Tag Punta Arenas zu erreichen.

Tipp 1: Im Grenzort Los Antiguos (Argentinien) gibt es ein ganz tolles Café. Das Baires Boulangerie hat super viele Kuchen zur Auswahl - alles selbstgemacht und lecker. WiFi ist super, Getränke ok und preislich alles günstig. Zudem ein netter Ausblick auf den See.

 

Tipp 2: Wenn Du die Cuevas de las manos besuchst, achte auf die Zeiten der Führung. Sind vermutlich jede Stunde. Das wissen wir aber nicht genau. Kann also sein, dass Du etwas warten musst. Ohne Wanderweg und Warten plane rein für die Führung und Höhlen 1-1,5 Stunden ein.

 

Tipp 3: Zu den Cuevas de las manos empfehlen wir die Einfahrt über Portal Canadon Pinturas. Die Schotterpiste ist kürzer, bietet noch ein paar kurze Wanderwege zwischendurch und den kleinen tollen Weg durch den Canyon hinauf zu den Höhlen.

 

Tipp 4: Von Bajo Caracoles kommend kannst Du auch zu den Höhlen fahren, sogar bis direkt vor den Eingang. Für alle die nicht wandern wollen oder können.

 

Tipp 5: Im Ort Gobernador Gregores fanden wir den Campingplatz Nuestra Senora del Valle super. Sehr klein, aber fein. Grasfläche zum campen und wenige Stellplätze. Gutes WiFi – ein überdachter Bereich zum Kochen – super heiße Duschen (allerdings nur 1 pro Geschlecht/auch nur 1 WC pro Geschlecht). Kosten günstige 440 ARG für 2 Personen und kostenfrei parken.

 

Tipp 6: Der Grenzübergreifende Nationalpark Circuito Parque Patagonia bietet für etliche Tage tolle Wandermöglichkeiten und eine diverse Natur. Zudem auf der argentinischen Seite viele kostenfreie Campingplätze. Ein Besuch des relativ unbekannten und somit auch menschenleeren Parks ist toll.

 

Tipp 7: Der Nationalpark Monte Leon eignet sich super um Pinguine zu sehen (5 km Wanderweg). Zudem gibt es ein paar schöne Aussichtspunkte, die alle mit dem Auto erreichbar sind.


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Kommentare: 1
  • #1

    Siggi (Sonntag, 02 Februar 2020 22:37)

    Atemberaubende Natur , aber auch etwas abenteuerlich die vielen Wanderungen und Übernachten ! Tolle Bilder und Erzählungen wie immer - beneidenswert !